Wie ticken Schweizerinnen und Schweizer?
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Diese Klischees treffen zu:Wie ticken Schweizerinnen und Schweizer?

Grosse Umfrage zum Nationalcharakter
So ist der typische Schweizer!

Sind Sie gmögig, eher zurückhaltend und ein Migros-Kind? Falls das auf Sie zutrifft, sind Sie so, wie sich die meisten die typischen Schweizer und Schweizerinnen vorstellen.
Publiziert: 01.08.2021 um 15:01 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2021 um 16:47 Uhr
Käse, Berge und ganz viel Schoggi – so sind wir Schweizer nun mal!
Foto: Igor Kravarik
Dana Liechti

Eine bisher unveröffentlichte Studie bringt es an den Tag: Die Welt mag sich in rasendem Wandel befinden – Herr und Frau Schweizer halten an ihrem traditionellen Selbstbild fest. Jedenfalls in vielen Bereichen. Zu seinem 40-jährigen Bestehen hat das 1981 gegründete Markt- und Sozialforschungsunternehmen Link mehr als tausend von ihnen zum Thema «So tickt die Schweiz» befragt. Ab September wird die Jubiläumsstudie in Form eines Booklets auf der Link-Website abrufbar sein.

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Die meisten Schweizerinnen und Schweizer schätzen ihre eigenen Landsleute als pünktlich (98,7 Prozent), zuverlässig (97 Prozent) und zielstrebig (86,4 Prozent) ein. Etwas weniger sicher ist man sich, ob Schweizerinnen und Schweizer tolerant und empathisch sind: Nur 52,5 Prozent respektive 51,8 Prozent sehen diese Eigenschaften als typisch für die hiesige Bevölkerung an – und nur 47,1 Prozent finden, dass Mut in unserem Land eine verbreitete Eigenschaft sei.
«Das bedeutet nicht, dass die Leute per se nicht tolerant oder mutig sind, sondern dass Verlässlichkeit schlicht einen höheren Stellenwert hat», sagt Sabine Frenzel, Geschäftsbereichsleiterin der Sozialforschung bei Link.

Die Mehrheit isst omnivor

Verlass ist auch darauf, dass man hierzulande im Hinblick auf persönliche Vorlieben keine grossen Experimente macht. So sind die meisten Befragten omnivor, essen also alles. Nur knapp fünf Prozent ernähren sich vegetarisch, nicht einmal zwei Prozent vegan. «Erstaunt hat mich, dass die vier beliebtesten Gerichte – Raclette, Fondue, Rösti und Älplermagronen – hierzulande vegetarisch sind», sagt Frenzel. Knapp ein Viertel habe jedoch angegeben, den Fleischkonsum bewusst zu reduzieren.

Die Studie zeigt auch: Schweizerinnen und Schweizer sind im Grunde ziemlich gmögig. Rund zwei Drittel sind zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit ihrer finanziellen Situation, ihrer Arbeitssituation, ihrer Familie sowie ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit. Werden sie doch mal krank, greifen sie auch auf alternative Therapieformen zurück. Ein Drittel hat nach eigenen Angaben schon einmal Homöopathie genutzt, ebenso viele eine medizinische Massage.

Der Klimawandel macht Sorgen

Das Bild der sorgenfreien Schweiz ist allerdings nicht ungetrübt: 27,6 Prozent der Befragten haben schon einmal eine Psychotherapie in Anspruch genommen.

Wunschlos glücklich sind die Schweizerinnen und Schweizer also keineswegs. Das zeigt sich auch bei der Frage nach den wichtigsten politischen Themenfeldern. Am meisten beunruhigt der Klimawandel, 44,8 Prozent fürchten sich vor dessen Folgen. Auch die Altersvorsorge (33,7 Prozent), die Gesundheit, die Krankenkassen (32 Prozent) und die Corona-Pandemie (29,4 Prozent) sehen viele als bedrohlich.

Gerade der hohe Stellenwert der Umwelt- und Klimapolitik mag nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes verwundern. Vor allem, weil internationale Studien eher darauf hindeuten, dass den Menschen Covid am meisten Sorgen bereitet, gefolgt von wirtschaftlichen Themen.

Unzufriedenheit mit der Politik

Dass das in der Schweiz anders ist, vermutet Sabine Frenzel, könne damit zusammenhängen, dass hier auch während der Pandemie viel mehr Normalität erhalten geblieben ist als in anderen Ländern.

Apropos Politik: Während deutlich mehr als die Hälfte der Befragten grosse Zufriedenheit mit dem Bundesrat zeigen, sind es beim Parlament nur 38,5 Prozent. Jede und jeder Fünfte ist gar sehr unzufrieden mit Stände- und Nationalrat. Dies sei aber eine Momentaufnahme, sagt Frenzel. «Aktuell gibt es einige politische Themen, die in der Bevölkerung teilweise zu Enttäuschung und einer Spaltung geführt haben. Das hat dieses Resultat sicher beeinflusst.»

Gut gepflegte Klischees

Zurück zu den Sonnenseiten des Lebens: Die Studie zeigt auch, dass die Schweizerinnen und Schweizer treue Seelen sind – mögen sie etwas, halten sie daran fest. So küren sie das Tessin und Graubünden zu den schönsten Feriendestinationen, Luzern zur schönsten Stadt und das Bündnerland gewinnt das Ranking der schönsten Skiregion. Die Lieblingsschoggi wird von Lindt & Sprüngli hergestellt, die Lieblingsgüetzi kommen von Kambly. Der beliebteste Sportler? Na, Roger Federer, dänk! Der schönste Berg? Natürlich das Matterhorn!

Als schlechteste Autofahrer werden die Aargauer abgestempelt. «Dazu fehlt natürlich jegliche Substanz», sagt Sabine Frenzel. «Man darf darüber schmunzeln, sollte aber wissen: Das ist ein Klischee, nichts mehr und nichts weniger.»
Übrigens werden auch die St. Gallerinnen und St. Galler nicht geschont: Ihr Dialekt ist als unbeliebtester verschrien, sogar als «der schlimmste». Die meisten Schweizerinnen und Schweizer hören laut Studie viel lieber den Bündnern zu; deren Dialekt ist der beliebteste, gefolgt vom Berner.

Tessiner Lokalpatrioten

Anders ist es im Tessin – aufgesplittet nach Sprachregionen, sieht das Bild etwas anders aus: In der Sonnenstube bezeichnet fast jeder vierte den Berner Dialekt als den schlimmsten. Überhaupt ist den Tessinerinnen die eigene Sprache am liebsten. Auch sonst sind sie auffällig lokalpatriotisch: Während gesamtschweizerisch Freiburg als der Kanton gilt, der den besten Käse hervorbringt und das Wallis den besten Wein, so ist man sich in der Südschweiz einig, dass die eigene Region in beiden Kategorien die Nase vorne hat.

Nicht zuletzt küren sich die Tessiner auch gleich selbst zu den besten Autofahrern des Landes. Fairerweise muss allerdings festgehalten werden, dass diese Selbsteinschätzung auch in anderen Sprachregionen zu finden ist. In der Romandie gelten die Walliser als beste Fahrer, in der Deutschschweiz die Zürcher und Zürcherinnen.

Gesamtschweizerisch sind sich die Befragten darin einig, dass sie den Sommer dem Winter und frühes Aufstehen dem Langschlafen vorziehen. Die Mehrheit greift auch lieber zu einem Glas Wein als zu einem Bier. Ausserdem sind ihnen Katzen lieber als Hunde, die Berge lieber als das Meer.

Und Sie, liebe Leserinnen und Leser – wie viel Schweiz steckt in Ihnen?

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