Viele Wildtiere waren Ende des 19. Jahrhunderts im Schweizer Mittelland ausgerottet. Gesetze ermöglichten dann, dass sich nach und nach Reh, Wildschwein, Gämse, Luchs und Hirsch wieder anzusiedeln begannen.
Im Falle der Gämsen geschah dies im Kanton Aargau in den 1960-er Jahren. Im Gebiet des Geissberges bei Villigen wurden zwischen 1959 und 1961 mit staatlicher Unterstützung rund ein Dutzend aus Deutschland eingeführte Tiere ausgesetzt. Mitte der 1970-er Jahre musste der Überbestand mit ersten Abschüssen erstmals reguliert werden.
Dann bekamen die Aargauer Juragämsen wieder eine mehrjährige Schonzeit. In Villigen im unteren Aaretal und der Gegend um die Wasserfluh oberhalb von Küttigen und Erlinsbach an der Grenze zum Kanton Solothurn breiteten sich die Populationen im Laufe der Jahre derart stark aus, dass der Bestand seit 2009 jährlich mit Abschüssen verkleinert wird.
Auf Aargauer Kantonsgebiet beträgt die Zahl der Gämsen derzeit rund 400 Tiere. Maximal ein Fünftel kann jährlich geschossen werden. Damit die Durchmischung der Population mit Tieren jeden Alters bestehen bliebt, geraten bei einem Überbestand in einem Hegegebiet auch ein- oder zweijährige Jungtiere vor die Büchse der Jäger. 2014 wurden 53 Tiere zur Jagd freigegeben, 46 wurden geschossen.
«Die Jura-Gämsen fühlen sich in den steilen Gebiete des Aargauer Juras wohl», sagt Thomas Stucki, der Chef der Sektion Jagd und Fischerei des aargauischen Bau-, Verkehrs- und Umweltdepartements. Die Jura-Gämsen würden deshalb von der Bevölkerung nicht wahrgenommen, weil sie sehr scheu sind und sich kaum zeigen.
Selbst südlich der A1 wurden auf Aargauer Kantonsgebiet schon einzelne Gämsen beobachtet. Diese Tatsache unterstreiche die Bedeutung des Aargaus als Vernetzungsgebiet der Gams-Populationen zwischen den Alpen und dem Jura/Schwarzwald, heisst es im kantonalen Massnahmenplan Gämse. Südlich der A1 sind allerdings nur Einzeltiere unterwegs. Diese werden nicht bejagt.