Video zeigt illegale Fahrt über den St. Moritzersee
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Im BMW mit 127 km/h:Video zeigt illegale Fahrt über den St. Moritzersee

White-Turf-Präsident gesteht nach BLICK-Bericht Tempo-Exzess auf St. Moritzersee
«Ich sass am Steuer»

Also doch! White-Turf-Präsident Thomas Walther (51) bestätigt die BLICK-Recherchen und gibt zu, über den gefrorenen St. Moritzersee gedonnert zu sein. Im Nachhinein entschuldigt er sich für den Vorfall. Am Dienstag stellt er sich zur Wiederwahl.
Publiziert: 09.09.2019 um 20:39 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2019 um 18:00 Uhr
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White-Turf-Präsident Thomas Walther (51) fuhr das Auto auf dem gefrorenen St. Moritzersee.
Foto: zVg
Anian Heierli

Es ist der Cüpli-Anlass des Engadins: Beim White Turf trifft sich jedes Jahr die High Society in St. Moritz GR zum Pferderennen auf dem zugefrorenen See. Am Montag deckte BLICK auf, dass es im Nachgang zu einer illegalen Autofahrt kam. Passiert ist es am 17. Februar, am Abend nach dem letzten Pferderennen – mit einem dunkelblauen BMW X5 (V8, 462 PS). Der Bolide wurde mit 127 km/h übers Eis gejagt, erlaubt sind 20 km/h. Das Ganze wurde auf Video festgehalten.

«Für das Verhalten entschuldige ich mich»

Mehrere Quellen hatten gegenüber BLICK bestätigt, dass der White-Turf-Präsident persönlich am Steuer sass. Auf Anfrage spielte Thomas Walther* (51) am Tag vor der Publikation noch den Unwissenden. Jetzt gibt der Hotelier zu: «Ja, ich sass am Steuer des Autos.» Seine Erklärung für die Tempofahrt: «An den Renntagen lastet ein grosser Druck auf unseren Schultern. Nachdem das White Turf erfolgreich über die Bühne gegangen war, machte sich eine gewisse Euphorie breit.»

Alkoholkonsum wird bestritten

Er stellt klar: «Ich habe eine Bewilligung, um mit diesem Fahrzeug auf dem See zu fahren. Falls es dennoch zu einer Busse kommt, stehe ich dafür gerade.» Ob das Strassenverkehrsgesetz (SVG) oder andere Strafbestimmungen auf dem See zur Anwendung kommen, kann er nicht beurteilen: «Sicher ist aber, dass wir keine Dritten gefährdeten und kein Alkohol im Spiel war.»

Auf dem zugefrorenen See gilt Tempo 20. Handwerker, Lieferanten, Taxifahrer und Rennhelfer müssen sich daran halten. Bewilligungen erteilt die See-Infra AG, die für die Infrastruktur auf dem Eis verantwortlich ist. «Der Vorfall ist für uns nicht erfreulich», sagt Geschäftsleiter Markus Berweger zu BLICK. «Wir wussten von der Aktion und den Ermittlungen.»

Berweger bestätigt: «Ja, die verantwortlichen Personen hatten eine Bewilligung.» Die Tempo-20-Regel gelte aber nur im Grundsatz. «Sie bezieht sich auf den nicht abgesperrten Bereich neben der Rennbahn», sagt er. Er erklärt: «Während des Rennens erreichen Traberfahrzeuge Tempi von mehr als 50 km/h.»

Hotelier Walther tut der Vorfall leid. «Es war keine schlaue Aktion. Für das unangebrachte Verhalten möchte ich mich entschuldigen», sagt er. Auch an der Generalversammlung des Vereins am Dienstag will er sich nochmals vor den aktiven Mitgliedern dazu äussern. Nach drei Jahren steht seine Wiederwahl auf dem Programm. Trotz des unrühmlichen Vorfalls stellt er sich für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung.

SRF-Kommentator Melcher (60) findet das Video «lustig»

Schon vor Jahren gab es auf dem zugefrorenen See nicht bewilligte Autorennen – immer am letzten Renntag des White Turf nach dem Schichtwechsel der Polizei. Daran teilgenommen hat auch SRF-Sportkommentator und Ex-Skeletonfahrer Marcel Melcher (60). «Wir sind jeweils mit sechs bis acht Autos gegeneinander angetreten», sagt er. «Das war Ende der 80er-Jahre. Mit meinem Subaru schlug ich sogar einen Porsche und einen Audi.»

Beim aktuell aufgetauchten Video muss er schmunzeln: «Ich finde die Aktion lustig.» Sie passe aber wohl nicht mehr in die heutige Zeit.

* BLICK nannte Thomas Walther aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes Florian A.

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