Am Freitagmorgen um 7.15 Uhr ereignete sich auf der Engadinerstrasse zwischen Sils Baselgia und Maloja ein Steinschlag. Ein grosser Gesteinsbrocken von rund 100 Kubikmetern krachte auf die Strasse. Ein weiterer Block flog über die Strasse hinaus und stürzte in einen angrenzenden See.
Für Autofahrer gab es bis 16 Uhr kein Durchkommen mehr. Die Kantonspolizei Graubünden bestätigte auf Blick-Anfrage, dass die Strasse bis auf Weiteres aus Sicherheitsgründen für jeglichen Verkehr gesperrt wurde.
Helikopter-Flug am Mittag
Ramona Tiefenthal, Sprecherin des Tiefbauamts des Kantons Graubünden, erklärte, dass Geologen auf dem Weg zum Ort des Geschehens waren. «Die Geologen werden zunächst die Lage beurteilen, gegen Mittag ist ein Helikopter-Flug geplant», sagte Tiefenthal.
Am Nachmittag dann die Entwarnung: «Es besteht keine Gefahr mehr für einen weiteren Abbruch, die Strasse ist einspurig seit 16 Uhr wieder einspurig befahrbar», erklärt die Behörde. Zwar lag ein grosser Felsbrocken noch auf der gesperrten Spur, dieser würde aber im Laufe des Folgetages geräumt werden.
Nicht der erste Vorfall
Verletzt wurde bei dem Steinschlag niemand, trotzdem war ein Leserreporter genervt. «Hier sollte schon längst eine Galerie oder Tunnel gebaut werden, doch es geht nicht voran.» Es sei nicht das erste Mal, dass «LKW-grosse» Steine auf die Engadinerstrasse krachten. Es sei an der Stelle auch schon zu Lawinenniedergängen gekommen, bei denen Autos verschüttet worden waren. Die «Südostschweiz» hat im vergangenen Sommer über einen zehn Tonnen schweren Stein berichtet, der die Engadinerstrasse blockiert hatte.
Das Tiefbauamt bestätigt, dass es in der Region schon vorher zu Ereignissen kam, betont aber: «Das Gebiet ist zwar grundsätzlich bekannt. Aber in diesem Teilabschnitt ist bisher noch nie etwas über die Strasse gekommen. Vor dem Ereignis gab es keine Anzeichen für einen Abbruch.»
SVP fordert Massnahmen
Die SVP Oberengadin forderte im Anschluss an den Felssturz scharfe Massnahmen und Konsequenzen. «Bei schönstem Winterwetter ist die Wirtschaftsschlagader Graubündens aus Italien und dem Bergell ins Oberengadin gesperrt. Das Bergell ist vom Rest Graubündens abgeschnitten. Bergeller und Grenzgänger können nicht an ihren Arbeitsplatz ins Oberengadin gelangen oder müssen mit Helikoptertransporten eingeflogen werden. Das Gewerbe und touristische Leistungsträger können ihre Leistungen nicht erbringen. Schneesportgäste und Zweitwohnungseigentümer aus Italien und dem Tessin können bei schönstem Skiwetter erschwert anreisen», kritisiert sie.
Das Wirtschaftsleben im Oberengadin sei durch massivste Nicht-Leistungen respektive Fehlleistungen der Kantonsregierung und ihrer Verwaltung eingeschränkt. Die SVP Oberengadin fordert deshalb personelle Konsequenzen.