Schock-Moment am Donnerstagmorgen in Felsberg GR: Es ist kurz nach 8 Uhr, als sich am Hang über dem Ort plötzlich Gesteinsbrocken lösen und ins Tal donnern.
Ein BLICK-Leserreporter wurde durch den Steinschlag am Morgen aufgeschreckt. «Es war ein gewaltiges Grollen zu hören», sagt der Einwohner von Felsberg. Zwar seien in der Vergangenheit immer mal wieder kleinere Felsbrocken ins Rollen geraten. «So einen Abbruch habe ich aber noch nie erlebt.»
Familie verlässt Haus ohne Schuhe
Ein Stein hat unten im Tal auch das Haus von Mario D.* (40) beschädigt. BLICK erzählt er, wie er die Situation erlebt hat. «Ich war zu Hause am Arbeiten, als ich den Lärm gehört habe. Ich dachte, es sind irgendwelche Flugzeuge und das Militär führt eine Übung durch. Das ist ja nichts Aussergewöhnliches. Dann hörte ich einen rechten Klapf! Als ich rausgeschaut habe, dachte ich nur ‹Scheisse!›. Grosse Steine sind durch die Luft gespickt und kamen immer näher. Das hat wie im Krieg getönt!»
Der zweifache Familienvater habe gleich seiner Frau gerufen, dass sie sofort raus müssen! «Sie ist barfuss rausgelaufen und ich hatte nur Socken an. Wir haben ungefähr 15 Minuten draussen gewartet, bis sich die Lage beruhigt hat. Meine Zehen sind fast abgefroren.»
Hausfassade zertrümmert
Später entdeckt er den angerichteten Schaden. «Der Brocken hat die Hausfassade bei der Waschküche zertrümmert und auch die Wärmepumpe ist beschädigt. Der Stein ist bestimmt 700 Kilogramm schwer und ca. 70x50 Zentimeter gross. Wäre er zwei Meter weiter rechts aufgeschlagen, hätte er das Fenster getroffen und dann wäre er möglicherweise im Haus gelandet.» Ein zweiter Mega-Brocken ist auf einer Wiese direkt oberhalb seines Gartens gelandet.
Der 40-Jährige ist in Felsberg aufgewachsen. «Ich habe eigentlich keine Angst vor der Rüfe, das gehört zum Dorf dazu. Aber heute war es schon sehr speziell. Bis wir nicht draussen waren, war mir schon nicht mehr so wohl», sagt er.
Seine Frau dagegen sei zunächst noch relativ gelassen geblieben. «Als wir dann wieder rein sind, um unsere Sachen zu packen, hat sie erst realisiert, was passiert ist. Das Haus ist auch voller Staub jetzt und das hat sie nicht gerne.»
Drei Häuser evakuiert
Insgesamt mussten drei Häuser evakuiert werden, darunter das von Familie D., geben die Behörden an einer Medienkonferenz am Nachmittag bekannt. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Die Evakuierung konnte bis am Abend aufgehoben werden.
Insgesamt 20'000 - 30'000 m3 Fels sind runtergekommen, heisst es in der Mitteilung der Gemeinde am Donnerstagabend.
Ein Dorfgeologe sowie das Amt für Naturschutz haben vor Ort die Lage eruiert. Grössere Nachbrüche seien nicht zu erwarten. Die Überwachung werde intensiviert.
«Das hätte nicht passieren dürfen»
Gemeindepräsident Peter Camastral sagt im Gespräch mit BLICK, der Steinschlag sei überraschend gekommen. «Der Berg ist schon länger unter permanenter Überwachung. Doch ein solches Ereignis hat man nicht kommen sehen.»
Schon früher seien Brocken bis ins Tal gekommen. Diese seien aber immer innerhalb der berechneten roten Zone geblieben. Camastral: «Nun sind die Felsen über diese Zone hinaus bis zu den Häusern gelangt. Das hätte nicht passieren dürfen.»
Camastral macht den gefrorenen Boden als mögliche Ursache aus, ist aber nicht sicher. Die Situation sei mittlerweile aber unter Kontrolle. Das Gefahrengebiet bleibt grossräumig gesperrt.
* Name bekannt