Bündner bitten ausländische Jäger zur Kasse
15'000 Stutz fürs Jagd-Patent

Bündner Jagdgebiet den Bündnern. Will ein Ausländer im Kanton Graubünden ein Jagdpatent für die Hochjagd erwerben, muss er fast 15'000 Franken auf den Tisch legen.
Publiziert: 10.09.2019 um 21:01 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2019 um 21:47 Uhr
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Wenn Ausländer im Kanton Graubünden Gämsen jagen wollen, müssen sie dafür tief in die Tasche greifen: Ein Jagdpatent kostet fast 15'000 Franken
Foto: imago/blickwinkel
Nicolas Lurati

Saudis, die auf Bündner Rehe schiessen. Russen, die den Gämsen im Nationalpark mit Flinten auflauern. Chinesen, die heiss auf Hirsche sind. Die Hürde für solche Jagdabenteuer im Kanton Graubünden ist hierfür hoch, der Preis teuer.

Denn: Der Kanton Graubünden verlangt viel Geld von Ausländern, die ein Jagdpatent für ihre Gefilde lösen wollen. Wenn ein Tourist während der Hochjagd jagen will, muss er für den Jagdschein fast 15'000 Franken berappen, wie einem Bericht von SRF zu entnehmen ist. Die Hochjagd dauert 21 Tage im September.

Zum Vergleich: Im Kanton Graubünden wohnhafte Jäger bezahlen 760 Franken – Ausserkantonale bereits 2813 Franken.

Auch im Wallis zahlen Ausländer mehr

Adrian Arquint, Vorsteher des Amtes für Jagd und Fischerei des Kantons Graubünden, bezeichnet den hohen Preisunterschied gegenüber BLICK als nicht aussergewöhnlich: «Die unterschiedliche Preispolitik für In- und Ausländer ist auch in den anderen Kantonen normal.»

Zum Vergleich: Im Kanton Wallis dauert die Hochjagd nur 12 statt 21 Tage. Das Hochjagdpatent für Walliser kostet 945 Franken, jenes für Ausserkantonale 2235 Franken. Ausländer müssen 3505 Franken entrichten.

Der Bündner Jagdvorsteher Arquint sagt weiter, dass die Hürde für Ausländer, im Bündnerland jagen zu dürfen, höher sein solle. «Das ist auch gut so, denn Jagd bedeutet nicht nur die Nutzung der Wildbestände während der Jagd, sondern auch die ganzjährige Hegearbeit, die vor allem von den einheimischen Jägerinnen und Jägern geleistet wird. Auch möchten wir keinen Jagdtourismus.»

Gastpatent für 200 Stutz pro Tag

Die Gastfreundschaft sei den Bündnern trotzdem wichtig, stellt Arquint klar: «Vor zwei Jahren haben wir ein Jagd-Gastpatent für Ausserkantonale und Ausländer eingeführt. Dieses Gastpatent kostet 200 Franken pro Tag und kann für maximal zwei Tage gelöst werden.»

Über die fast 15'000 Franken für einen Ausländer-Jagdschein im Kanton Graubünden zeigt sich David Clavadetscher, Geschäftsführer des Schweizer Jagdverbands, erstaunt, wie SRF weiter schreibt. 

Aber: Im Bericht sagt er, dass der Betrag für ihn Ordnung sei: «Wir brauchen keinen Jagdtourismus in der Schweiz, im Bündnerland gibt es genug einheimische Jäger.»

Will ein Schweizer im Ausland Tiere jagen, ist dies sogar noch viel schwieriger als im Kanton Graubünden. Ein Blick über die Grenze nach Osten, zeigt: «In Südtirol ist die Jagd der ansässigen Bevölkerung vorbehalten», sagt Benedikt Terzer vom Südtiroler Jagdverband zu BLICK. «Jeder, der im Südtirol wohnt, hat das Recht, in seiner Gemeinde die Jagd auszuüben.»

Bindung des Jägers an das Gemeinde-Territorium

Terzer erklärt, dass die Jagd in Südtirol zwei wesentliche Alleinstellungsmerkmale habe: «Das Jagdrecht in der jeweiligen Wohnsitzgemeinde sowie die Bindung des Jägers an das Territorium dieser Gemeinde.» 

Für nicht ansässige Jäger seien die Jagdmöglichkeiten äusserst selten, so Terzer weiter: «Nur wenn die jeweilige Vollversammlung der örtlichen Jäger einen Beschluss fasst, kann jemand von ausserhalb zu einer Jagdmöglichkeit kommen.»

Spottbillig kommt es für Schweizer, wenn sie in Österreich jagen wollen: Im Vorarlberg kostet die Jahres-Jagdkarte nur 218.55 Euro, jene für eine Woche 112.45 Euro. 

Gibt es trotz den hohen Preisen nun unzählige Ausländer, die im Bündnerland Wild jagen? Offiziell auf jeden Fall nicht: «In den vergangenen fünf Jahren wurde kein Hochjagdpatent an Ausländer verkauft», so Arquint. 

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