Zugefrorene Seen üben im Winter eine geradezu magische Anziehungskraft auf die Menschen aus. Eine Seegefrörni war in den vergangenen Tagen am Silser- und Silvaplanersee im Oberengadin zu beobachten – wenn auch nur teilweise.
Das Eis der beiden Seen sieht anders aus – es ist deutlich dunkler als normalerweise. Dahinter steckt ein seltenes Wetterphänomen: das Schwarzeis.
Wie entsteht das seltene Kälte-Phänomen? Seen gefrieren zuerst an der Oberfläche. Der gesamte See muss sich auf vier Grad Wassertemperatur runterkühlen, um seine höchste Dichte zu erreichen. Wenn das Wasser an der Oberfläche dann unter 0 Grad sinkt, reicht das aus. Der See friert zu, obwohl am Boden des Sees noch immer Temperaturen um die vier Grad plus herrschen können.
Wenig Wind und niedrige Wasserströmung
Für Schwarzeis braucht es besondere Bedingungen. Es bildet sich, wenn in der Zeit, in der der See zufriert, kein Niederschlag fällt. Dabei gilt laut Meteo Schweiz: Je ruhiger die Seeoberfläche, desto glatter, einheitlicher und durchsichtiger ist die resultierende Eisfläche.
Heisst: Wenig Wind und niedrige Wasserströmung ergeben mehr Schwarzeis. Das transparente Eis nimmt die Farbe seines Untergrundes an, in diesem Fall die dunkle Farbe des Gewässerbodens.
Die Wetterexperten machten am Montag mit Blick auf die «Seegefrörni» auf eine entscheidende Entwicklung aufmerksam. Die Eisbildung erfolgte auf den Seen im Oberengadin in diesem Jahr deutlich später als normalerweise.
Januar war zu mild
So wurde am Silsersee eine grössere Eisfläche erst am 18. Januar beobachtet. Für die Eisbildung auf den Seen im Oberengadin sind vor allem die Tage im Oktober entscheidend. Der Oktober war im vergangenen Jahr aber deutlich zu warm.
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Auch ein Grossteil des Januars war zu mild. Die Seen frieren einfach nicht zu. Auf dem Silsersee sind auch nach über zwei Wochen Kälteperiode noch offene Stellen zu beobachten.
Ausserdem war es zu windig, starker Nordwind verhinderte zuletzt das komplette Zufrieren. Der Wind wirbelte die Wasseroberfläche durcheinander und sorgte dafür, dass aus der Tiefe immer wieder wärmeres Wasser an die Oberfläche gelangte. Der Gefrierprozess verzögerte sich, wurde teils sogar angehalten.
Das birgt Gefahren. Bei aller Faszination ist Vorsicht angebracht. 2020 warnte die Kantonspolizei Graubünden vor dem Betreten des Silsersees, nachdem es zu mehreren Unfällen gekommen war. Mehrere Personen waren eingebrochen und verletzten sich teilweise schwer.