Seilbahn-Panne
Schock auf der Diavolezza!

Um 10.47 Uhr blieb die neue Bahn zwischen Himmel und Erde stehen. 65 Passagiere wurden mit dem Heli ausgeflogen. Dabei hatten sie vor allem eines: Angst.
Publiziert: 09.04.2012 um 22:28 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:39 Uhr
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Helis evakuieren alle Gondel-Opfer innerhalb von zwei Stunden.
Foto: Helibernina
Von Patrik Berger

Es hätte ein unbeschwerter Skitag im Engadin werden sollen. 75 Wintersportler stehen am Ostersonntag vormittags in der grossen Gondel der Diavolezza-Seilbahn bei Pontresina GR. Um 10.47 Uhr, nur 300 Meter vor der Bergsta­tion, erfasst eine starke Windböe die Gondel. Sie bleibt stehen.

30 Meter über dem Boden. Auf über 3000 Metern über Meer.

«Von einem Moment auf den anderen war die fröhliche Stimmung weg», erzählt Skilehrerin Yvonne Vogt (48). Etliche Passagiere haben Angst. Kinder weinen. «Wir haben uns gegenseitig unterstützt und Mut zugeredet. Geschaut, dass alle älteren Menschen und die kleinen Kinder abwechselnd einmal sitzen dürfen», sagt Lisa Vogt (22), ebenfalls Skilehrerin.

Durch ein Loch im Kabinenboden abgeseilt

Nach 50 Minuten ist es so weit. Zehn Passagiere werden durch ein Loch im Kabinenboden abgeseilt. «Danach haben wir vier Helikopter aufgeboten», erklärt Dominik Hunziker (49), Chef Rettungsspezialisten Helikopter des SAC Bernina. «Alle 75 Leute abzuseilen, das hätte länger gedauert.»

Der erste Helikopter fliegt zur Gondel, setzt SAC-Bergretter ab. «Es war windig. Aber das war vor allem für die Heli-Piloten eine Herausforderung. Die Gondel hat nicht geschaukelt», sagt Rettungsspezialist Hunziker. «Die Passagiere wurden mit einer Halterung gesichert und dann durch einen Spalt in der Tür aus der Gondel geflogen.»

Im Zwei-Minuten-Takt werden jeweils drei oder vier Passagiere evakuiert. 200 Meter entfernt werden sie abgesetzt und von einem Rega-Arzt untersucht. «Die Leute wollten schnellstmöglich raus. Wir mussten schauen, dass sie nicht übermütig wurden», erzählt Hunziker.

Leser-Reporter Andri Balzer (14) aus Chur, der ebenfalls in der Gondel war, gesteht: «Ich hatte Angst, als ich an der Reihe war. Das Gefühl, wenn der Helikopter einen aus der Kabine zerrt, ist ­unangenehm. Der Flug selber war aber spannend.»

Skischüler aus München: «Es war cool»

Keine Angst hatte Skischüler Gregor Kloepfer (11) aus München (D). «Es war cool, das möchte ich gern noch einmal erleben», sagt er. Seine Schwester Franka (8) fand es prima: «Ich habe mich wohlgefühlt am Rettungsseil. Der Papa hing ja grad neben mir.»

Zwei Stunden nach dem unfreiwilligen Halt haben alle 75 Passagiere wieder sicheren Boden unter den Füssen. «Die Evakuierung lief reibungslos ab. Niemand hatte Panik», erklärt Rettungsspezialist Hunziker.

Wieso es zur automatischen Sicherheitsabschaltung kam, ist unklar. Fakt ist: Nach dem Sicherheitsstopp konnte die Bahn nicht wieder anfahren, weil sich das Tragseil über das Zugseil geschlagen hatte. Ursache dafür könnte der Wind gewesen sein. Gestern fuhr die Bahn am Berninapass wieder ganz normal.

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