Am Freitagmorgen ist im Engadin ein Kleinflugzeug unterhalb der Bergstation im Diavolezza-Gebiet abgestürzt. Es war im Rahmen eines Jugend-Lagers des Aero-Clubs der Schweiz unterwegs.
Zwei Buben im Alter von 14 Jahren sowie der 60-jährige Pilot* kamen bei dem Unfall ums Leben. Ein 17-jähriges Mädchen wurde schwer verletzt mit dem Helikopter ins Spital geflogen. Dies bestätigte die Polizei am Nachmittag an einer Medienkonferenz in Samedan. Die Verletzte befinde sich in stabilem Zustand, sagte Yves Burkhardt, Generalsekretär des Aero-Clubs Schweiz, am Samstag gegenüber der «Südostschweiz».
Weshalb es zum Crash kam, ist unklar. Die Rega stiess auf ein komplett zerstörtes Flugzeug und die toten respektive verletzten Insassen.
Die Verantwortlichen sind erschüttert. Yves Burkhardt vom Aero-Club sagte an der Medienkonferenz: «Als ich heute Morgen von diesem schrecklichen Unfall Kenntnis genommen habe, ist eine Welt für mich zusammengebrochen. 192 Jugendliche haben eine tolle Woche hinter sich, und dieser Flug hätte ein Highlight werden sollen.» Man habe in den letzten Jahren mehr als 5000 Jugendlichen die Aviatik nähergebracht. «So etwas Schlimmes haben wir noch nie erlebt.»
Auch für die Kinder im Lager ist die Nachricht ein Schock. Der Vater eines Teilnehmers sagt zu BLICK: «Die Kinder sind völlig durcheinander. Viele von ihnen haben den Traum Pilot zu werden. Jetzt haben sie vom Tod ihrer Lagerkollegen erfahren.» Es ist ein Care-Team im Einsatz.
Am Freitagabend fand im Lager eine halbstündige Gedenkveranstaltung statt. Auch einige Eltern hätten daran teilgenommen, sagt Burkhardt in der «Südostschweiz». «Es war ein Anlass, an dem man sich gegenseitig stützen und sich austauschen konnte.» Mit Laternen, die man in den Himmel steigen liess, gedachten die Teilnehmer den Opfern.
Nach zehn Minuten in der Luft kams zur Tragödie
An der Pressekonferenz am Freitagnachmittag äusserte sich Christian Gartmann von der Motorfluggruppe Oberengadin zum Unfallhergang. Der verunglückte Flieger habe schon einen halbstündigen Rundflug abgeschlossen gehabt, sagte er. Um 9.10 Uhr sei er zum zweiten Flug gestartet – nach rund 10 Minuten ereignete sich der Absturz. Es sei ein ganz normaler Rundflug ohne Vorführcharakter gewesen. Beim Pilot handelt es sich um einen Einheimischen und Mitglied der Fluggruppe. Er sei sehr erfahren gewesen und habe die Lager-Flüge seit Jahren koordiniert.
Bei der einmotorigen Maschine, die vier Plätze hat, handelt es sich um eine Piper PA-28 mit der Immatrikulation HB-PER. Sie sei letztmals im Juli 2017 gewartet worden.
Lager findet seit Jahrzehnten statt
Das Jugend-Lager fand diesen Sommer zum 35. Mal statt. Vom 29. Juli bis zum 5. August lernten die Teenies zwischen 14 und 16 Jahren das Fliegen besser kennen. Die 192 Jugendlichen erhielten eine Woche lang eine Einführung in Theorie und Praxis. «Die Betreuung der Schülerinnen und Schüler in Gruppen von zirka 14 Jugendlichen erfolgt durch erfahrene Leiterinnen und Leiter», heisst es in einer Beschreibung der Veranstaltung.
Zum Programm des Jugendlagers gehört auch eine «Lufttaufe mit einem Motorflugzeug ab dem Flugplatz in Samedan», wie der Aero-Club auf seiner Internetseite schreibt. Dabei kam es zum tödlichen Unfall.
Stippvisite vom Luftwaffen-Chef
Die Schweizer Armee unterstützt das Lager. Luftwaffen-Kommandant Aldo C Schellenberg flog noch am Donnerstag mit dem Superpuma ins Engadin und begrüsste die flugzeugbegeisterten Jugendlichen.
Den Teenies wird viel Geboten – und dies für nur 299 Franken pro Person.
Das BAZL hat das Luftgebiet über der Diavolezza am Freitag in einem Umkreis von 4,6 Kilometern um die Unfallstelle vorübergehend gesperrt.
Inzwischen ist das Wrack der Piper PA-28 geborgen. Es wurden mit einem Helikopter zum Bernina-Hospiz geflogen und von dort mit einem Lastwagen ins Tal gebracht. Jetzt steht es auf dem Flugplatz von Samedan unter Verschluss für die Untersuchung durch die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST). Das Flugzeug wurde beim Crash in mehrere Teile zerrissen.
Gleich zwei Tragödien
Es sind traurige Tage für das Engadin. Gleich zwei Tragödien erschütterten das Hochtal. Am Freitagmorgen kam von der Polizei bereits die Meldung, dass am Donnerstag drei Alpinisten am Piz Bernina gestorben waren. Die Dreier-Seilschaft war am Biancograt 300 Meter in die Tiefe gestürzt.
Aufgrund von Steinschlag beim Fundort war die Bergung der drei Abgestürzten am Donnerstag weder vom Boden noch von der Luft aus möglich. Die Air Bernina konnte die toten Bergsteiger erst am Freitagmorgen bergen.
*Am Freitag hat die Polizei das Alter des Piloten noch nicht genannt, weil die Angehörigen noch nicht informiert worden waren. Am Samstagmorgen konnte die Bündner Kapo BLICK diese Information dann nachliefern.