Am Freitagmorgen machten alle Schutzengel Überstunden: Rico Raguth Tscharner (16) überstand einen 500-Meter-Sturz praktisch unverletzt. «Das ist nur mit extrem viel Glück möglich», glaubt der Teenager selbst.
Der junge Mann fährt um 7.05 Uhr in einem roten Geländewagen mit grünen Kontrollschildern von Scheid in Richtung Tomils GR. In Landquart will er einen Fachkurs besuchen.
Tscharner kennt die Strecke gut, befährt sie oft. Die Höchstgeschwindigkeit des landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuges beträgt nur 30 km/h. An diesem Morgen liegt zwar ein bisschen Schnee, die Strasse ist aber geräumt.
Erst rückwärts, dann seitlich gerutscht
Etwa 400 Meter nach dem Dorfausgang passiert es. Tscharner: «Ich wollte einem Stein auf der Strasse ausweichen. Am Strassenrand war es plötzlich glatt. Und schon ist das Auto den steilen Abhang hinuntergerutscht.»
Was in den folgenden Sekunden passiert, grenzt an ein Wunder. «Zuerst rutschte das Auto rückwärts, dann seitlich den Hang hinunter und wurde immer schneller», erzählt Tscharner.
Plötzlich beginnt sich der Wagen zu überschlagen. Immer wieder. «Es ist möglich, dass ich dabei kurz bewusstlos wurde. Genau erinnere ich mich nicht mehr», so der Landmaschinenmechaniker-Lehrling.
Tatsache ist: Noch bevor der ein Staude endlich den Sturz des Fahrzeugs nach 500 Metern bremst, gelingt es Tscharner, aus dem demolierten Wrack zu springen. Wie er das schaffte, weiss er nicht mehr genau. «Vielleicht hat sich die Tür von selbst geöffnet. Ich habe keine Ahnung», sagt er zu SonntagsBlick.
«Mein einziger Gedanke: Versuche dich bloss gut festzuhalten»
Benommen rappelt sich der Teenager auf und ruft mit dem Handy seinen Vater an. Abgesehen von Kopfschmerzen, leichten Prellungen und Schürfwunden ist er unverletzt. Das Auto seiner Eltern aber ist nur noch Schrott.
Ohne Schuhe klettert Tscharner den Hang hinauf, zurück auf die Strasse. Er will zu Fuss nach Hause. Sein Onkel bemerkt den Unfall durch Zufall. «Er fuhr mich sofort nach Hause.» Sein Vater bringt den Jugendlichen später zur Kontrolle ins Spital nach Thusis, wo dieser eine Nacht bleibt.
Gestern konnte Rico Tscharner wieder nach Hause. Vom Schock hat er sich gut erholt. Gefasst sagt er: «Während dem Sturz ging mir nicht viel durch den Kopf. Mein einziger Gedanke war: Versuche dich bloss gut festzuhalten!»