Feucht und warm: So mögen es Pilze — und Pilzler. Das gute Wetter lässt Eierschwämmli und Steinpilze aus dem Boden schiessen und lockt die Sammler in die Wälder.
«Leider gibt es Leute, die beim Sammeln keine Grenzen kennen», sagt Josef Jenal, Pilzkontrolleur aus Thusis GR. Viele würden sich die Pilze regelrecht «zusammenräubern» und anstatt der erlaubten zwei Kilogramm pro Person und Tag um einiges mehr pflücken.
So etwa ein Schweizer, der am Wochenende am Lukmanierpass bei Disentis 14 Kilogramm Eierschwämmli sammelte. Er wurde angezeigt. «Das sind keine Pilzler mehr, das sind Frevler», sagt Jenal zu Blick am Abend.
Wenn die Pilzschonzeit vom jeweils 1. bis 10. des Monats vorbei sei und das Wetter mitspiele, enterten sie den Wald, sobald es hell werde. Und kehrten bereits aus dem Wald zurück, wenn sich der gemütliche Pilzler auf den Weg mache.
Kapo hat die Sammelwütigen im Visier
Die Polizei kennt das Problem der Pilzhamsterer. «Deshalb kontrollieren wir regelmässig die Zufahrtsrouten zu beliebten Pilzregionen, gerade bei schönem Wetter», sagt Thomas Hobi, Sprecher der Kapo Graubünden.
Meist hätten die Pilzler zwei bis drei Kilogramm zu viel im Gepäck. Doch es gebe auch Extremfälle, wie etwa der Mann vom Lukmanierpass. Oder ein Fall im Jahr 2004, als drei Personen zusammen 52,5 Kilogramm Pilze pflückten. Verboten ist es ausserdem, in Gruppen von mehr als drei Personen zum Sammeln aufzubrechen.
Ausser es handelt sich um eine Familie. «Manche haben dann plötzlich eine recht grosse Verwandtschaft», sagt Hobi.
Unter den Frevlern gebe es zwar auch Schweizer, sehr oft würden aber Italiener gebüsst. Der Weg nach Graubünden ist für sie nicht weit.
Saftige Bussen
Eine Ordnungsbusse von 50 Franken erhält, wer bis zu 500 Gramm zu viel geplückt hat. Jedes Kilo zu viel kostet 100 Franken. Wer sieben Kilo und mehr im Körbli hat, wird angezeigt. Die beschlagnahmten Pilze verkauft die Polizei an Restaurationsbetriebe.
«Pilze aus Profitgier zu sammeln, verurteile ich», sagt Pilzkontrolleur Jenal. Diesen Leuten fehle oft der Respekt vor der Natur. Deshalb sei auch die Pilzschonzeit wichtig. «So kehrt etwas Ruhe ein im Wald.»
Anstatt Polizist zu spielen, will Jenal die Pilzler aber lieber aufklären: «Wir lernen nur zu schützen, was wir auch kennen.»