Das «Palace» in St.Moritz hat schon manche seltsame Geschichte erlebt. Gern erzählt wird eine Szene, in der Alfred Hitchcock die Hauptrolle spielt: Der Starregisseur gönnte sich an der Bar des Luxushotels so viele Drinks, dass er irgendwann vom Hocker fiel. Legendär auch, was man sich vom Besuch diverser indischer Maharadschas im schillernden Fünf-Sterneambiente berichtet: Sie sollen zum Dessert liebend gern Goldplättchen geknabbert haben.
Für eine aussergewöhnliche Geschichte sorgt nun auch der Unternehmer George Bedjamov (48). Der Präsident des russischen Bob- und Skeletonverbands weilt jedes Jahr einen Monat im «Palace» – unter anderem während der Bob-Weltcuprennen auf der Natureisbahn.
Der Hotelpalast im Engadin gefällt Bedjamov so gut, dass er am 10. November über seine in Luxemburg domizilierte Firma Trimandre 33,175 Prozent des Aktienkapitals an der Badrutt’s Palace Hotel AG erworben hat. Kostenpunkt: 30 Millionen Franken. Das Hotelunternehmen erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von rund 50 Millionen Franken. Es hat 157 Zimmer, 38 davon sind Suiten.
Das «Palace» schweigt
Das Aktienpaket hielt bisher die in argen finanziellen Schwierigkeiten steckende Mailänder Immobilienfirma Risanamento von Luigi Zunino. Eine Sprecherin von Risanamento («Sanierung») bestätigt den Deal. Nichts dazu sagen will man beim «Palace» selbst.
Im Auftrag Putins Mehrheitsaktionär soll der heutige Direktor Hans Wiedemann werden. Er erbt die 66 Prozent, die Aniko und Hansjürg Badrutt halten. Dessen Vorfahren gelten als Begründer des Wintertourismus in der Schweiz.
Sie besassen das erste Luxushotel im Engadin, das «Kulm». Heute gehört es den griechischen Milliardären Philipp und Spyros Niarchos. Investitionen in Luxushotels sind mittlerweile in aller Welt ein beliebtes Hobby für Reiche.
Der Auftrag von Putin
George Bedjamov sei eine «charismatische, sehr lebendige Persönlichkeit» sagen Engadiner, die ihm an der Bobbahn begegnet sind. Einheimischen soll der Unternehmer erzählt haben, Regierungschef Wladimir Putin habe ihm als Präsidenten des Bobverbands den Auftrag erteilt, die Russen im Bob zur Goldmedaille an den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi zu führen. «Für diesen Job vorgeschlagen hat man mich wegen meiner Führungserfahrung», liess sich Bedjamov in Russland zitieren.
Er studierte Recht am Moskauer Institut of Business and Law. Der Bob-Fan zählt nicht zum illustren Kreis der Oligarchen, die alljährlich die «Milliardärs»-Liste des US-Wirtschaftsmagazins «Forbes» zieren. Bejamovs bekanntester Gelderwerb hat keinen Sex-Appeal: Er ist Präsident der Glass Production Group im Hinterland von Moskau.
Unternehmenszweck: die Herstellung von Getränkeflaschen.