Repressionen gegen Journalisten gibt es auch in der Schweiz. Das musste der «NZZ»-Journalist Boas Ruh im Januar 2018 am eigenen Leib erfahren. Er wurde als Reporter am Weltwirtschaftsforum in Davos GR verhaftet und 15 Minuten in eine Einzelzelle gesteckt. Grundlos, wie sich später zeigte.
Der verantwortliche Bündner Regierungsrat, FDP-Polizeidirektor Christian Rathgeb (48), musste sich nun bei ihm dafür entschuldigen. Wie sein Departement auf Anfrage von BLICK mitteilt, habe man die Verhaftung «intern untersucht und aufgearbeitet». Rathgeb habe sich daraufhin persönlich beim «NZZ»-Journalisten in Zürich entschuldigt. Ruh blieb seinem Namen treu und nahm diese an.
Apple Watch half ihm
Anlass der Verhaftung war eine Demonstration von Globalisierungskritikern. Sie protestierten bei Eiseskälte in Davos gegen das WEF. Ruh fotografierte diesen Demonstrationszug, was den anwesenden Polizisten nicht passte. Die Kantonspolizisten, die aus anderen Landesteilen kamen, forderten sogar die Löschung der Fotos.
Als Ruh dies unterliess, wurde er verhaftet. Die Polizisten steckten ihn in eine Einzelzelle, es gab eine «gründliche Leibesvisitation». Ruh erfuhr dank seiner Apple Watch, dass die Redaktionskollegen ihn suchen. Er war rund zwei Stunden in polizeilichem Gewahrsam.
Auf Anfrage gibt sich die «NZZ»-Sprecherin Karin Heim wortkarg: «Die Redaktion hat die Entschuldigung angenommen und betrachtet die Angelegenheit als abgeschlossen.»