Neuer Schub für Bahnlinie aus der Schweiz
Auf direktem Weg ins Südtirol

Neuer Schub für eine direkte Bahnlinie von Graubünden ins Südtirol. Finanzieren soll das Projekt zu zwei Dritteln das Ausland.
Publiziert: 16.09.2018 um 20:12 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2018 um 08:57 Uhr
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Die Rhätische Bahn bei Ardez in der Nähe von Scuol. Ist das Unterengadin schienentechnisch bald keine Sackgasse mehr?
Foto: Keystone
Thomas Schlittler

Zürich und Bozen (I) liegen per Luftlinie nur 230 Kilometer auseinander. Mit dem Zug dauert es aber geschlagene sechs bis sieben Stunden, um vom grössten Bahnhof der Schweiz in die Hauptstadt des Südtirols zu gelangen – die schnellste Verbindung führt über Innsbruck (A)!

Das soll sich ändern. Vergangene Woche war die Bündner Kantonsregierung bei ihren Amtskollegen im Südtirol. Zuoberst auf der Agenda: eine bessere Bahnvernetzung zwischen den Regionen.

Die Initiative kommt von den Südtirolern. Landeshauptmann Arno Kompatscher (47) sagt SonntagsBlick: «Der Alpenraum zwischen dem Schweizer Mittelland und Südtirol ist bahnmässig schlecht erschlossen, weil die meisten Linien an den Landesgrenzen enden.

Durchgehende, möglichst umsteigefreie Bahnverbindungen würden einen Austausch von Menschen ermöglichen und die wirtschaftliche Situation der abgeschiedenen Alpentäler stärken.»

Auch München und Mailand rücken näher

Die Südtiroler Landesregierung träumt von einem grossen Netz von neuen Bahnlinien. «Alpenkreuz Terra Raetica» heisst das Projekt, welches das Südtirol mit den Agglomerationen München, Mailand sowie dem Schweizer Mittelland verbinden soll.

Besonders verlockend klingt für Schweizer Bahnreisende der geplante Tunnel zwischen Scuol GR und dem Val Müstair (22 Kilometer Länge) und die dazugehörige Bahnlinie von Val Müstair GR nach Mals (16 Kilometer). Damit wäre das Unterengadin als schienentechnische Sackgasse Geschichte.

Solche Pläne werden zwar schon seit Jahrzehnten immer wieder diskutiert. Neu ist aber, dass nun auch der Kanton Graubünden Interesse zeigt. «Wir haben Gesprächsbereitschaft signalisiert», sagt ­Regierungsratspräsident Mario Cavigelli.

Die neuen Töne dürften mit dem Finanzierungsmodell zusammenhängen, das den Südtirolern vorschwebt. Von den rund 1,1 Milliarden Franken, welche die zwei genannten Projekte gemäss Machbarkeitsstudie kosten sollen, müsste die Schweiz nur ein Drittel übernehmen. Das zweite Drittel steuert das Südtirol bei. Der Rest soll von der EU kommen.

EU soll sich beteiligen

Dazu Landeshauptmann Kompatscher: «Eine EU-­Finanzierung ist nicht ausgeschlossen, wenn die involvierten Länder – Süd­tirol, Tirol, Graubünden und Lombardei – den europä­ischen Charakter einer solchen alpenquerenden Verbindung glaubhaft vermitteln können.»

Auf Schweizer Seite hat sich die Ausgangslage für die Finanzierung eines solchen Projekts ebenfalls verbessert. Cavigelli: «Seit kurzem kennt der Bund dafür ein spezielles Finanzierungsinstrument, den Bahninfrastrukturfonds.»

Es wird noch etwas mehr als sechs bis sieben Stunden dauern, bis Zürich näher an Bozen heranrückt. Aber das Projekt hat wieder neuen Schub erhalten.

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