Wieder spielen sich in Bondo GR im Bergell dramatische Szenen ab. Nach starken Regenfällen ereignete sich am Donnerstagabend gegen 21.30 Uhr beim Piz Cengalo erneut ein Felssturz.
Schlamm, Geröll und Gestein überfüllten das Rückhaltebecken, das diese Woche nach dem ersten Bergsturz pausenlos geleert wurde, innert kürzester Zeit wieder.
Besonders prekär für die Bevölkerung in Bergell: Der anschliessende Murgang traf die alte Kantonsstrasse und kappte damit die letzte noch verbliebene Verbindung zwischen Maloja und Italien. Die Schlammlawinen führten zudem zu Stromausfällen.
Ein zweiter Murgang ging im mehrere Kilometer entfernten Casaccia GR nieder und überspülte auch dort Strassen, wie Fotoreporter Giancarlo Cattaneo gegenüber BLICK bestätigt.
Leute flohen aus ihren Häusern
Christian Gartmann, Sprecher der Gemeinde Bregaglia, sagte dem Onlineportal von SRF, die Situation sei für die Leute in der Nacht im Bergsturzgebiet «dramatisch» gewesen. Der Gesteinsabsturz habe «grosse Geräusche» verursacht. Die Lage scheine aber unter Kontrolle.
«Die Bewohner verlassen mit Sack und Pack fluchtartig das gefährdete Gebiet», berichtet ein SRF-Reporter. Auch in angrenzenden Gemeinden mussten Anwohner und Hotelgäste fliehen. Verletzt wurde niemand.
Nach dem Bergsturz und den Murgängen ist das Bergell nun vollständig von der Aussenwelt abgeschnitten. Das berichtet Blaulichtreporter Beat Kälin. «Der Murgang war gigantisch, er war mindestens so heftig wie der erste Murgang vergangene Woche», sagt er zu BLICK.
Anwohner mit Rega aus Haus gerettet
In Spino wurden zwei ältere Erwachsene in einem Gebäude eingeschlossen. Die Rega konnte sie mit einer Winde unverletzt bergen. In Spino beschädigte der Murgang mehrere Häuser. In Promontogno, im Ortsteil Sotoponte, und in Bondo wurden Häuser komplett zerstört.
Bewegung im Südbergeller Bergsturzgebiet war im Hinblick auf die angesagten Regenfälle erwartet worden, zumal sich der Fels am Piz Cengalo noch bewegt. Auch im Bergell regnete es am Donnerstagabend stark.
Die Aussichten für heute Freitag sind nicht besser. Gemäss MeteoNews gibt es zuerst im Tessin starken Regen. Der Niederschlagsschwerpunkt verlagere sich im Laufe des Vormittags dann aber nach Südbünden. «Das kann sehr problematisch werden für das Bergsturzgebiet im Bergell», schreibt der Wetterdienst.
Am Mittwoch letzter Woche kam es in Bondo zu einem Bergsturz historischen Ausmasses. Drei Millionen Kubik Gestein brachen vom Piz Cengalo ab und begruben acht Wanderer sowie mehrere Häuser unter sich. (SDA/nbb/jmh/fr)