Missverständnisse mit jüdischen Gästen vermeiden
Jetzt kommt der Knigge für Orthodoxe im Bündnerland

Weil es im Umgang mit jüdisch-orthodoxen Touristen immer wieder zu Missverständnissen kommt, soll nun eine Broschüre für die Gäste und die Hoteliers ausgearbeitet werden.
Publiziert: 04.09.2018 um 14:29 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2023 um 16:13 Uhr
Im Umgang mit orthodoxen Juden kommt es in Tourismusgebieten immer wieder zu Missverständnissen. Nun werden Massnahmen erarbeitet. Broschüren für Hotels und jüdische Touristen und Vermittler direkt vor Ort sind geplant.
Foto: Prisma Bildagentur

Das Bündnerland ist bei orthodoxen Juden aus aller Welt eine beliebte Feriendestination. Prinzipiell freut das die Hoteliers in der Region. Nur ecken die jüdisch-orthodoxen Gäste mit ihrem Verhalten bei den sonstigen Touristen immer wieder an.

So sah es vor rund einem Jahr die Abwartin eines Hotels in Arosa GR als angebracht, per Aushang explizit die jüdischen Gäste dazu aufzufordern, vor und nach Benutzung des Schwimmbads zu duschen. (BLICK berichtete)

Und der Davoser Tourismusdirektor Reto Branschi beschrieb in einem Anfang August veröffentlichten Brief, dass es in letzter Zeit vermehrt negative Rückmeldungen von anderen Gästen gegeben habe. Es seien beispielsweise Meldungen von einfach im Wald entsorgten Windeln und anderem Abfall eingegangen.

Missverständnisse aus der Welt räumen

Um solche Missverständnisse in Zukunft möglichst zu vermeiden, bot sich der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) als Vermittler an. In Zusammenarbeit mit den Tourismusorganisationen wird deshalb jetzt ein Juden-Knigge erarbeitet, in dem das Verständnis auf beiden Seiten gestärkt werden soll.

Einerseits soll auf Seiten der Hoteliers die Sensibilität gegenüber den speziellen Bedürfnissen von jüdischen Gästen erhöht werden. Dafür wird momentan eine spezielle Broschüre ausgearbeitet, wie es sie bereits für den Umgang mit Gästen aus den Golfstaaten, Indien und China gebe, wie die «Südostschweiz» berichtet.

Knigge für orthodoxe Gäste

Andererseits will man auch für die orthodoxen Juden einen Knigge erstellen. «Damit soll den jüdischen Gästen die hierzulande geltenden Regeln nähergebracht werden», sagt SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner zu BLICK. «Beispielsweise, dass man sich auf Wanderwegen grüsst.»

Zusätzlich ist für die nächste Hochsaison, die jüdischen Fastentage im Sommer, der Einsatz jüdischer Vermittler direkt vor Ort angedacht. Sie sollen als Ansprechpersonen fungieren, auf die Menschen zugehen und insbesondere auch aufklären.

Bei Touristikern kommen die geplanten Massnahmen gut an. Es sei wichtig, dass die Themen Verständnis und Aufklärung gefördert würden, sagt Karin Sieber von Hotelleriesuisse zur «Südostschweiz». So könnten «Missverständnisse gleich von Beginn an vermieden werden». ( krj )

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