Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im November 2015 platzten die Asylunterkünfte in der ganzen Schweiz aus allen Nähten. So auch im Kanton Graubünden. Das Angebot von Werner Braun (70), die 50 Schlafplätze seiner Chasa Muntanella in Valchava GR für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, stiess entsprechend auf offene Ohren.
Seither kümmerte sich der 70-Jährige mit grossem Engagement um durchschnittlich rund 40 Asylsuchende. Jenen, die sich Mühe gaben und sich integrieren wollten, versuchte er Jobs in der Region zu vermitteln. Mit Erfolg: «Ich konnte in den letzten Jahren immer wieder Flüchtlinge in die Arbeitswelt bringen», sagt er stolz.
«Keinen Bedarf mehr für die Chasa Muntanella»
Doch die Zeiten sind vorbei. Die Behörden haben die Leistungsvereinbarung mit Werner Braun auf den 31. Oktober gekündigt. «Grund ist die sinkende Zahl der Asylanträge», erklärt Georg Carl vom Bündner Migrationsamt. «Wir haben schlicht keinen Bedarf mehr für die Chasa Muntanella.»
Allerdings verpasste der Kanton die Kündigungsfrist um zwei Tage. Der Vertrag würde jetzt eigentlich bis April 2019 weiterlaufen. Der Behörde ist das aber egal. Seit einigen Wochen werden die Flüchtlinge in andere Zentren verlegt. Im Moment beherbergt Werner Braun nur noch sechs Asylsuchende. Bis Ende Monat wird es kein einziger mehr sein.
Ab November sieht Braun keinen Rappen mehr
Juristisch geht dies, weil in der Leistungsvereinbarung keine Mindestbelegung festgelegt wurde. Das grosse Problem für Braun: Der Kanton muss nur dann bezahlen, wenn auch Personen im Haus einquartiert sind. Sind alle Betten leer, sieht der 70-Jährige keinen Rappen. Und das tut weh. Denn für 40 Flüchtlinge konnte er monatlich rund 25'000 Franken in Rechnung stellen.
Der 70-Jährige ist sauer über die Art und Weise, wie man mit ihm umspringt. Er habe sich von der Behörde einen miserablen Vertrag aufschwatzen lassen, sagt er. Aber er habe ihr halt vertraut: Man habe ihm versichert, sein Haus sei auch langfristig als Flüchtlingsunterkunft eingeplant.
Dagegen wehrt sich Georg Carl entschieden. «Das haben wir ihm nie versprochen. Wir halten uns genau an die Vereinbarung, die wir miteinander getroffen haben», sagt er. Die fehlende Mindestbelegung sei Brauns eigenes Versäumnis.
«Lasse mich nicht mehr so übers Ohr hauen»
Trotzdem habe man noch versucht, eine einvernehmliche Lösung zu finden, meint Carl. «Wir boten für die letzte Unterbringungsphase eine von der effektiven Belegungszahl entkoppelte Entschädigung an.» Im Klartext: Bis Ende Oktober hätte man Braun pauschal 20 Übernachtungen pro Tag bezahlt. Aber Braun winkt ab: «Das lohnt sich für mich nicht!»
Wie es jetzt weitergeht, weiss er noch nicht. Er werde das Haus wohl wieder als Lagerhaus vermieten.