Beim tragischen Absturz des Oldtimer-Flugzeugs Ju-52 HB-HOT am Piz Segnas kamen am 4. August 20 Menschen ums Leben (BLICK berichtete). 17 Passagiere sowie die drei Besatzungsmitglieder starben, als die Maschine in den Bündner Bergen fast senkrecht in den Boden krachte. 13 Tage nach dem Horror-Crash nimmt die Ju-Air den Flugbetrieb heute wieder auf.
«Den optimalen Zeitpunkt gibt es nicht. Für die einen kommt er zu früh, für die anderen zu spät. Für uns steht aber fest: Wir wollen, dass es weitergeht», sagt Andreas Pfisterer (49), Chefpilot der Ju-Air, zu BLICK. Pfisterer wird den ersten Ju-52-Flug, der heute von Dübendorf ZH nach Bensheim (D) startet, pilotieren.
«Ich vertraue der Maschine und der Crew»
Auch Ju-Air-CEO Kurt Waldmeier wird ins Cockpit der Ju-52 steigen. Nach dem die erste Junkers-Maschine in Richtung Deutschland gestartet ist, wird sich der Chef für einen Rundflug über Dübendorf ans Steuer der zweiten «Tante Ju» setzen. Er will damit «eine klares Zeichen setzen», erklärt er. «Ich vertraue der Maschine und der Crew, deswegen fliege ich den Rundflug selbst», sagt Waldmeier zu BLICK.
Die Ermittlungen der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) zur Absturzursache der verunglückten «Tante Ju» dauern weiter an. «Bis jetzt haben sich keine Hinweise auf ein generelles technisches Problem dieses Flugzeugtyps ergeben», heisst es seitens des Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl).
Bazl erlässt Auflagen für Wiederaufnahme des Flugbetriebs
Für die Wiederaufnahme des Flugbetriebs der Ju-Air gab das Bazl gestern grünes Licht – jedoch unter Auflagen. Die Aufsicht bei der Ju-Air wurde erhöht. Die Rundflug-Airline muss vorläufig bei Flügen eine Minimalhöhe einhalten und ein GPS-Gerät zur Aufzeichnung des Flugs an Bord haben. Zudem wurde eine strikte Anschnallpflicht während des kompletten Flugs verhängt.
«Wir wissen nicht, was passiert ist zum Zeitpunkt des Absturzes. Es könnte sein, dass Passagiere herumgelaufen sind und dadurch den Schwerpunkt des Flugzeugs verändert haben. Möglich ist auch, dass die Piloten im Cockpit gestört wurden», sagt Bazl-Sprecher Urs Holderegger zu BLICK. Und bringt damit eine neue Absturzmöglichkeit ins Spiel.
«Eine nachvollziehbare Vorstellung», sagt Aviatik-Experte Hansjörg Egger. Bei Panorama-Flügen sei es ein Problem, dass die Passagiere gerne auch die Aussicht auf der anderen Seite geniessen wollen. «Ich kann mir vorstellen, dass diese Situation aufgetreten ist, da es darum ging, das Martinsloch zu sehen», sagt Egger. «Diese Gewichtsverschiebungen merkt man als Pilot sofort.»
«Besuche im Cockpit sind nicht mehr erlaubt»
Diese ist für Ju-Air-Sprecher Christan Gartmann «reine Spekulation». Er räumt aber ein: «Bisher war es den Passagieren erlaubt, für einen Schnappschuss ihren Platz kurzzeitig zu verlassen.» Das ist jetzt nicht mehr möglich. «Vorläufig sind auch Besuche im Cockpit nicht mehr erlaubt», so Gartmann. Dennoch: «Wir begrüssen das rasche Handeln des Bazl und werden die Auflagen ohne Ausnahme erfüllen. Viele davon basieren auf unseren Vorschlägen», sagt Ju-Air-CEO Waldmeier.
Heute ist um elf Uhr eine Pressekonferenz der Ju-Air angesetzt. Unter anderen werden CEO Waldmeier und Chefpilot Pfisterer zur Zukunft der Rundflug-Airline Auskunft geben. BLICK überträgt live.