Kläger-Anwalt zum Après-Ski-Urteil
«Davos ist mehr als nur Bolgen»

Wintersportler haben in Davos ausgefeiert. Das Bolgen muss um 19 Uhr schliessen, so das Bundesgericht. Der Anwalt des Klägers rechtfertigt den Entscheid.
Publiziert: 20.10.2016 um 13:32 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 17:23 Uhr
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Bolgen Plaza: Das Lokal ist beliebt bei Einheimischen und Gästen. Um 23 Uhr war Lichterlöschen – nun wird es schon um 19 Uhr still.
Foto: Remo Bruelhart, daluz.li
Anian Heierli, Petar Marjanovic

Seit 20 Jahren führt Werner Seiler (61) die legendärste Après-Ski-Bar «Bolgen Plaza» in Davos GR. Legendär darum, weil sehr viele Wintersportler aus dem Unterland bereits dort getrunken, gefeiert und möglicherweise auf den Tischen mitgetanzt hat.

Dass nun gerade ein Mann aus dem Unterland mit einem Urteil die Zukunft des Lokals bedroht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Sein Name ist Kurt R. Compagnoni, Immobilienhändler und namhafter Elektrotechnik-Unternehmer aus Rümlang ZH. In den Überbauungen gleich neben dem Bolgen wurden seine Mieter auch werktags vom Lärm belästigt.

Das Problem sei in den letzten rund 15 Jahren so gross geworden, dass es gar Forderungen für Mietzins-Reduktionen gab. Vor Bundesgericht gab es dann einen Sieg: Das Bolgen muss um 19 Uhr künftig schliessen. Dies, weil das Lokal in einer landwirtschaftlichen Zone liegt.

Die Wut bei Davosern ist gross: «Solche Schreibtischtäter zerstören mit solchen Entscheiden unsere Lebensader», sagt Ski-Legende Paul Accola (49) gegenüber BLICK. Einige fordern gar Racheakte und rufen dazu auf, Compagnoni «jede Nacht um 3 Uhr» aus dem Schlaf zu klingeln.

Ein Sieg für die Anwohner

Armon Vital, der Anwalt von Compagnoni, protestiert gegen diese Sichtweise: «Davos als Destination wäre sehr arm daran, wenn die Gastronomie und das Nachleben nur auf dem Bolgen stattfinden würde!»

Das Gerichtsurteil sei nicht nur für die Anwohner ein Sieg, sondern auch für andere Davoser Wirte, welche bislang für viel Geld ihre Hotels und Restaurants in der regulären Bauzone bauten. Diese würden nun nicht mehr vom widerrechtlichen Abendbetrieb aus der Landwirtschaftszone konkurrenziert.

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