Jahrelang machte Kevin S.* (29) in Graubünden Schlagzeilen: als Brutalo-Prügler, Erpresser, Autodieb und Einbrecher. Seither trägt er schweizweit den Übernamen «Schreck von Thusis». Für seine Taten sass er auch schon im Knast. Reifer geworden ist er trotzdem nicht. Nur seinen Aufenthaltsort hat er gewechselt. Heute macht S. Ärger in Walenstadt SG.
Anfang Woche war er in eine wüste Schlägerei verwickelt. BLICK liegt Videomaterial vor, das Teile der Prügelei zeigt. Zum Schlagabtausch kommt es am Nachmittag beim Fussballplatz. Kevin S. geht mit seinem Hunden spazieren, als er auf zwei Männer und eine Frau trifft. Auf dem Video ist zu sehen, wie S. die drei anschreit. Er beleidigt sie auf drei Sprachen: Englisch, Türkisch und Deutsch.
Plötzlich eskaliert die Situation
Nach rund einer Minute eskaliert die Situation. Kevin S. und einer der Männer gehen aufeinander los. Es folgen Schläge und Tritte. Dann gehen beide zu Boden. Es ist der Moment, in dem das Video abbricht. BLICK-Recherchen zeigen: Der Kontrahent von S. ist der kurdische Flüchtling Hawre Jalal Ahmed, der in Walenstadt in einer Asylunterkunft lebt.
Der Schock sitzt Ahmed noch immer in den Knochen. «Ohne Grund hat er mich beleidigt», sagt Ahmed zu BLICK. Und erinnert sich mit zittriger Stimme: «Er war betrunken und roch nach Alkohol.» Für ihn ist klar: «Dieser Mann ist gefährlich. Er bedrohte mich und meine Familie mit dem Tod. Dann hat er ein Messer gezückt und mich angegriffen.»
Flüchtling Ahmed trägt Stichverletzung davon
Der Flüchtling zeigt eine frische Stichwunde am Bauch: «Es ist nicht schlimm. Die Verletzung ist nicht tief.» Er deutet auch auf seine linke Hand, die nach dem Kampf geschwollen ist. Trotzdem ging Ahmed nicht zur Polizei. «Ich will keinen Ärger in der Schweiz», sagt er. «Ich schätze die Leute hier.» In Zukunft gehe er diesem Mann aus dem Weg.
BLICK wollte Kevin S. mit den Vorwürfen konfrontieren. Die Haustüre öffnet seine Freundin. S. sei nicht zu sprechen. Auf Fragen zur Auseinandersetzung reagiert sie aggressiv und verhindert ein Gespräch.
Auf Anfrage heisst es bei der Kantonspolizei St. Gallen, dass man keine Kenntnis vom Kampf hat. «Wenn sich keiner der Beteiligten bei uns meldet, ist es schwierig, dem Fall nachzugehen», so Sprecher Florian Schneider. «Manchmal haben beide Seiten kein Interesse an einer Strafverfolgung. Die Dunkelziffer solcher Fälle ist gross.» Er erklärt: «Erst wenn jemand ernsthafte Verletzungen davonträgt oder im Spital landet, handelt es sich um ein Offizialdelikt.»
* Name der Redaktion bekannt