Ein Verbot weckt Begehrlichkeiten. Das hat die Zürcher Werbeagentur Jung von Matt/Limmat offenbar gut erkannt. Doch die Reaktionen auf den Werbegag der Bündner Berggemeinde Bergün, das Fotografieren per Gesetz zu untersagen, sind teilweise vernichtend: «Was soll dieses Verbot? Sind die da im Bündnerland nicht ganz dicht?», kommentiert etwa ein BLICK-Leser.
«In 24 Stunden 50 Millionen Menschen erreicht»
In anderen Reaktionen ist von «Spinnern» die Rede und von einem «Kaff», das man meiden solle. Dennis Lück, Kreativchef von Jung von Matt/Limmat, ist trotzdem zufrieden mit der Umsetzung der Idee, die er und seine Mitarbeiter entwickelt haben.
Grund dafür ist das überwältigende Echo: «Momentan haben wir noch gar keine Zeit zum Feiern», sagt Lück zum Branchenmagazin «persoenlich.com». «Im Minutentakt treffen Anfragen aus aller Welt ein. Gerade wollten wir die Korken knallen lassen, da kam eine Anfrage von BBC.»
Die Werber seien sich darüber im Klaren gewesen, dass die Idee polarisieren wird. «Aber viel wichtiger als die Kommentare sind die Fakten: Ziel war es, Fotos eines schönen Bergdorfs bekannt zu machen und so Begehrlichkeit zu wecken», sagt Lück.
«Wir haben innerhalb von 24 Stunden über 50 Millionen Menschen weltweit damit erreicht.» Das Fotografierverbot habe bewirkt, dass sich die ganze Welt Bilder von Bergün anschaue. «Die Google-Bilder-Suche nach Bergün explodiert, Bergün ist Trending Topic auf Twitter.»
Lob für die Zusammenarbeit mit der Gemeinde
Die Vorarbeiten für die Werbeaktion hätten etwa ein halbes Jahr gedauert, erklärt der Werber weiter. Lück lobt die Zusammenarbeit mit der Gemeinde: Sie habe das Potenzial der Idee sofort erkannt und viel Mut bewiesen.
Jung von Matt/Limmat hat in Graubünden schon mehrmals originelle Werbeaktionen umgesetzt. Es habe dort «sehr viele mutige Entscheider, und zwar in allen Sparten, vom Marketing über die Hotels und die Gemeinden bis hin zu den Bündnern selbst», sagt Lück.
«Was hier in Sachen experimentellem und innovativem Marketing immer und immer wieder entsteht, das sucht – auch im Vergleich mit den grossen Brands des Landes – seinesgleichen.»
Verbot wird bald wieder abgeschafft
Mit der riesigen Medienaufmerksamkeit hat die Aktion im Sinne der Werber und der Gemeinde auch ihren Sinn erfüllt – und kann beendet werden. Wie «20 Minuten» nämlich berichtet, soll das Fotografier-Verbot bei der nächsten Gemeindeversammlung wieder abgeschafft werden.
Dies steht in einer Antwort, welche die Gemeindekanzlei Bergün am Donnerstag einer Person verschickt hat, die sich über das Verbot beschwerte. (noo)