Immer wieder sind in den letzten Tagen Felsbrocken vom Piz Cengalo abgebrochen. Bis der Berg regelrecht explodierte und vier Millionen Kubikmeter Geröll ins Tal stürzte. Obwohl man nicht einen derart gigantischen Bergsturz erwartet hatte, sorgten die Behörden vor.
«Die Wanderwege waren seit dem 14. August als Gefahrengebiet deklariert», sagt die Gemeindepräsidentin von Bregaglia GR, wo auch das teilweise verschüttete Bondo dazugehört. Anna Giacometti (56) weiter zum BLICK: «Wir haben viersprachige Tafeln im Dorf aufgestellt.» Auch am Eingang des Tales und am Wanderweg sei gewarnt worden. Die Maiensäss-Besitzer im Gebiet seien ebenfalls auf die Gefahr hingewiesen worden.
Trotzdem wagten sich viele Wanderer ins Val Bondasca. Unter ihnen: die acht Vermissten. «Es sind vier Deutsche, zwei Schweizer und zwei Österreicher», sagt der Hüttenwart der Sciora-Hütte, Reto Salis (51), zum BLICK. Sie übernachteten in der SAC-Hütte und marschierten gestern Mittwoch alle etwa um 8:45 Uhr in Zweiergruppen talwärts.
«Ich habe sofort Alarm geschlagen»
«Eine Dreiviertelstunde später habe ich gesehen, wie der Berg zu rutschen begann», sagt Salis. «Es sah sehr gefährlich aus. Ich habe sofort Alarm geschlagen.»
Das Schicksal Wanderer ist ungewiss. Die Suchtrupps haben bis jetzt kein Handy orten können. Auch Spürhunde und Wärmebildkameras haben die Retter bisher nicht auf eine heisse Spur gebracht. Nach den Vermissten wird am Boden und aus der Luft gesucht. Zwei Helikopter stehen im Einsatz.
Die 100 evakuierten Einwohner von Bondo dürfen bis mindestens Freitag um 10 Uhr nicht in ihre Häuser zurück. Aus dem Val Bondasca wurden gestern 32 und heute nochmals zehn Menschen mit Helikoptern in Sicherheit gebracht. Experten schliessen weitere Felsabbrüche nicht aus. Die Gefahr vor Ort wird laufend neu beurteilt.