Gemeinde Domat/Ems gibt Entwarnung
Firmen warnen in Domat/Ems GR vor kontaminiertem Trinkwasser

In der Bündner Gemeinde Domat/Ems wurden am Mittwoch Wasserproben von einer Firma durchgeführt. Dabei stellte sich heraus: Der Wert eines möglicherweise krebserregenden Stoffs war erhöht. Nun gibt die Gemeinde Entwarnung.
Publiziert: 24.07.2024 um 19:19 Uhr
|
Aktualisiert: 24.07.2024 um 22:14 Uhr
1/4
Am Mittwoch hing eine Firma in einer Bündner Gemeinde einen Warnzettel wegen kontaminiertem Trinkwasser auf.
Foto: Leserreporter

Dass das Grundwasser in der Schweiz grossflächig mit dem Pflanzenschutzmittel-Wirkstoff Chlorothalonil belastet ist, ist bekannt. In mehr als der Hälfte der Kantone wurden Werte von über 0,1 Mikrogramm pro Liter gefunden – betroffen ist vor allem das landwirtschaftlich intensiv genutzte Mittelland. Wird der Grenzwert überschritten, kann es für die Gesundheit aber gefährlich werden. So angeblich auch in Domat/Ems GR.

In zwei Firmen der 8000-Seelen Gemeinde wurden am Mittwoch Schilder aufgehängt. «Wir empfehlen euch, kein Trinkwasser aus dem Wasserhahn mehr zu trinken», warnt das eine Plakat. «Auch das Abkochen des Wassers nützt in diesem Fall nichts!», heisst es auf dem anderen. Demnach seien «sämtliche Kaffeemaschinen ab sofort mit Mineralwasser zu betreiben». 

Firma führt Wasserproben durch

Weiter heisst es, dass eine der Firmen den Hinweis eines Mitarbeiters erhielt, dass das Trinkwasser in der Gemeinde kontaminiert sein könnte. «Wir sind diesem Hinweis unverzüglich nachgegangen und haben mehrere Proben genommen und an verschiedenen Orten die Trinkwasserqualität analysiert», steht in dem Schreiben. «Die Ergebnisse zeigten, dass die Sulfonsäure Chlorthalonil-Metabolit über dem Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter liegt.» Die EU-Kommission hat den Stoff als wahrscheinlich krebserregend eingestuft.

Aber immerhin: «Diese Situation betrifft ausschliesslich Domat/Ems», so die Mitteilung weiter. «Wir haben auch in Bonaduz Proben entnommen und hier sind die Werte innerhalb der erlaubten Grenzwerte.» 

Das sagt die Gemeinde

Auf Blick-Anfrage zeigt sich die Gemeinde schockiert von der Trinkwasserwarnung. «Das Trinkwasser in Domat/Ems ist nicht kontaminiert», betont Gemeindepräsident Erich Kohler. Die von den Firmen herausgegebene Warnung sei demnach «nicht mit dem Wasserversorger abgesprochen» worden. Kohler versichert: «Das mit Chlorothanonil-Metaboliten belastete Wasser kann gemäss des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches nach wie vor konsumiert werden.» Dies habe am Mittwoch auch der Kantonschemiker Matthias Beckmann attestiert.

Kohler sagt, dass die Firma einen Wert von 0,27 Mikrogramm pro Liter gemessen haben will. «Diese Werte sind für die Gemeinde nicht plausibel», betont der Gemeindepräsident. «Wenn die Messdaten korrekt erhoben wurden, kann es sich um eine punktuelle Erhöhung handeln.» Denn: Die Gemeinde selbst habe in den vergangenen Jahren nur ein Mal einen Höchstwert von 0,22 Mikrogramm/Liter gemessen. Nachmessungen würden nun dennoch veranlasst werden. «Weil uns eine sichere Wasserversorgung der Emser Bevölkerung am Herzen liegt.» 

Wasser wird gemischt

Das Problem mit den Abbauprodukten der Pflanzenschutzmittel sei seit Juni bekannt, erklärt Kohler weiter. Die Gemeinde stelle aber sicher, dass sie kein Gesundheitsproblem darstellen: «Der Wert liegt im Normalfall bereits unter 0,1 Mikrogramm/Liter.» Messungen hätten in der Vergangenheit nur bei einem Grundwasserpumpwerk einen maximalen Wert von 0,22 Mikrogramm/Liter angezeigt. Dieses Grundwasser werde aber mit Wasser aus einem zweiten Grundwasserpumpwerk im Verhältnis 1:1 und zusätzlichem Quellwasser gemischt.

«Wir schliessen noch diesen Herbst unsere Wasserversorgung an die Nachbargemeinde Tamins an», erklärt Kohler weiter. «Wir sind dann in der glücklichen Lage, die Chlorthalonil-Grenzwerte sicher einzuhalten oder den Stoff fast gänzlich zu eliminieren.»

Kein Einzelfall

Landesweit überschreitet jede dritte Messstelle den Grenzwert. Besonders stark belastet ist das Grundwasser durch den Metabolit Chlorothalonil R471811, der im Mittelland an über 60 Prozent der Messstellen den Grenzwert übersteigt. Da sich Grundwasser nur langsam erneuert und die Chlorothalonil-Metaboliten sehr langlebig sind, werden die Verunreinigungen die Grundwasserqualität noch jahrelang beeinträchtigen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?