Extrem tiefer Pegel
Wo ist das Wasser des Caumasees hin?

Im beliebten Bündner Caumasee hat es derzeit fast kein Wasser mehr. Schon früher gab es Befürchtungen, dass der See austrocknen könnte. Doch woran liegt das?
Publiziert: 13.05.2022 um 17:40 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2022 um 17:14 Uhr
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Der Caumasee führt zurzeit extrem wenig Wasser.
Foto: Screenshot (laax.roundshot.com/caumasee)
Fabrice Obrist

Wer an den Caumasee denkt, hat Bilder von klarem, türkisfarbenen Wasser im Kopf. An eine ausgetrocknete Landschaft mit wenig Wasser denken dabei wohl die wenigsten. Doch wer derzeit den See in Flims GR besucht, bekommt genau das zu sehen.

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Der bei Touristen beliebte See führt momentan extrem wenig Wasser. Am 1. Mai ergab eine Messung, dass der aktuelle Wasserstand bei etwas mehr als 993 Metern über Meer liegt. Zum Vergleich: Im August des letzten Jahres lag er noch bei über 998 Metern über Meer. Wie kann der Pegelstand also in weniger als einem Jahr um fünf Meter sinken?

Zufluss findet unterirdisch statt

Um die hohe Veränderung nachvollziehen zu können, muss man zuerst das System des Caumasees verstehen. Es gibt nämlich keine Bäche oder Flüsse, die wie bei anderen Seen das Wasser zu- und abfliessen lassen.

«Der Caumasse ist Teil eines komplexen Karstsystems», erklärt Marco Maranta (49), Leiter des Flimser Bauamts. «Das heisst, das Wasser fliesst unterirdisch in natürlichen Röhren in den See.» Dabei stammt das Wasser hauptsächlich vom Regen und geschmolzenem Schnee.

Wasserpegel wegen trockenem Frühling tief

Doch die Zufuhr funktioniert nicht während des ganzen Jahrs. «Im Winter fliesst wegen der festen Schneedecke und dem Eis nur noch wenig Wasser in den Caumasee», erklärt Maranta Blick. «Auch während einem trockenen Frühling gibt es nur wenig Zufluss.» Das im See vorhandene Wasser versickert ausserdem stetig.

Gemäss dem Bauamt-Leiter ist der diesjährige Frühling wohl einer der Hauptgründe dafür, dass der Caumasee so wenig Wasser hat: «In diesem Frühling gab es bisher nur wenig Regen. Das macht dem See natürlich zu schaffen». Der Wasserstand ist in diesem Jahr tatsächlich tief. Ein längerfristiger Vergleich zeigt allerdings, dass dies nichts Aussergewöhnliches ist.

«Wichtiges Karstsystem angebohrt»

In den kommenden Wochen erwartet Marco Maranta einen rasanten Aufstieg des Wasserstands. «Erfahrungsgemäss wird der Wasserpegel um bis zu 20 Zentimeter pro Tag steigen. Der Höchststand wird dann ungefähr Mitte Juni erreicht werden.» Dann kann man den Caumasee also wieder in voller Pracht bestaunen.

Für den schnellen Anstieg des Wasserpegels ist aber nicht nur das Karstsystem mit dem Regenwasser und dem geschmolzenen Schnee verantwortlich. Denn der Kanton Graubünden und sogar der Bund müssen seit einem grossen Missgeschick nachhelfen.

«Während eines Tunnelbaus im Jahr 2002 wurde eines der wichtigen Karstsysteme angebohrt», berichtet Maranta. «In der Folge floss das Wasser dort ab und fehlte anschliessend im Caumasee.» Deswegen erreichte der See im Frühling 2006 einen Tiefststand von etwas mehr als 992 Metern über Meer.

Kanton muss Caumasee künstlich füllen

Die Politik war daraufhin zum Handeln gezwungen, denn dem Caumasee fehlte von nun an rund ein Meter Wasserpegel. So fragte die damalige Grünen-Nationalrätin Franziska Teuscher (64) im Herbst 2006 den Bundesrat, was man nun tun werde. Der Titel ihrer Anfrage: «Droht der Caumasee zu vertrocknen?»

Der Kanton Graubünden sprach sich daraufhin mit dem Bundesamt für Umwelt ab und baute eine neue unterirdische Wasserleitung, die Wasser versickern lässt, welches wiederum in den Caumasee fliesst. Marco Maranta: «Seitdem wird der Wasserpegel künstlich um rund einen Meter erhöht.»

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