Eismeister Hauser nach tödlichem White-Turf-Unfall
«Natureis ist unberechenbar»

Nach dem Sturz eines Pferds mussten die Organisatoren das White Turf in St. Moritz abblasen. Warum ist es so schwierig, die Gefahren auf gefrorenen Seen abzuschätzen?
Publiziert: 27.02.2017 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 06:05 Uhr
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Hier passiert der Unfall.

Rennpferd Boomerang Bob legte am Sonntag am White Turf auf dem zugefrorenen See in St. Moritz etwa 150 Meter vor der Ziellinie einen fürchterlichen Sturz hin. Jockey George Baker wurde dabei verletzt, die Rega brachte ihn ins Spital. Das Pferd musste eingeschläfert werden. Wie konnte es zu diesem Horrorsturz kommen?

Spannungsrisse

BLICK sprach mit dem Eismeister des Pfäffikersees, Peter Hauser (55), Leiter Sicherheit der Zürcher Gemeinde Pfäffikon ZH. «Die Situation in St. Moritz kenne ich nicht», sagt Hauser. «Aber Natureis ist unberechenbar. Es können sich Spannungsrisse bilden.»

Bevor eine Freigabe erfolge, müsse man die Eisqualität gründlich prüfen. «Wenn wir zwölf Zentimeter Schwarzeis haben, dann geben wir den See frei», sagt Hauser. Schwarzeis ist das qualitativ beste Eis, ohne Luftblasen, ohne eingelagerten Schnee.

Gefährliche Falle

Wie die Organisatoren in einer Medienmitteilung schreiben, habe sich ein Riss im Eis gebildet. Dadurch sei Wasser nach oben gestiegen und habe für eine «Unterspülung des Geläufs» gesorgt. Das heisst: Im Bereich des Unfallorts waren Schnee und Eis aufgeweicht – eine gefährliche Falle für die Rennpferde.

Martin Staub (CEO White Turf).
Foto: GIANCARLO CATTANEO

Wann sich der Riss gebildet hat, kann Claudia Grasern-Woehrle, Sprecherin des White Turf, auf Anfrage von BLICK nicht sagen. «Eine Stunde vor Start des ersten Rennens gab es eine Bahnabnahme mit den Verantwortlichen.» Zu diesem Zeitpunkt sei kein Defekt erkennbar gewesen.

Eigentlich herrschten in dieser Saison so gute Bedingungen wie schon lange nicht mehr. «Wir haben zwischen 60 und 70 Zentimeter Schwarzeis», sagt Grasern-Woehrle.

Untersuchung der Staatsanwaltschaft

Nach dem Crash wurden alle Rennen abgesagt. Jockey Baker ist bei Bewusstsein und wird «sicher keine Folgeschäden» davontragen, sagte White-Turf-CEO Martin Staub zu Radio Südostschweiz. «Baker wird aber längere Zeit nicht reiten können.» Die Staatsanwaltschaft Graubünden hat eine Untersuchung eröffnet. (noo)

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