Doppelmord in Graubünden
Ihr Tod war ihm 150'000 Euro wert

Der Treuhänder aus dem Veltlin liess es sich was kosten, um die Bündner Eheleute für immer loszuwerden.
Publiziert: 28.09.2011 um 20:56 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2019 um 02:24 Uhr
Von Myrte Müller

Das grausige Verbrechen lastet schwer auf dem 1146-Seelen-Ort Campascio GR. Am Sonntag, den 21. November, richten Männer im Fuhrunternehmen Ferrari ein Blutbad an. Sie schlagen den Eheleuten Gianpiero (58) und Gabriella (57) die Schädel ein, schiessen beiden in die Brust.

Die Täter werden gefasst

Zehn Monate später kann das Dorf aufatmen. Die Täter sind in Italien gefasst: der Italiener Ezio G.* (41) und der Moldawier Ruslan C.* (30) in U-Haft.

Der Grund des Mordes war der Streit um eine grössere Geldsumme

Ezio G. ist Finanzberater und Treuhänder aus Sondrio (I) und Kopf des Mordkomplotts. Er sucht einen Killer, um die Ferraris aus dem Weg zu räumen. Offenbar hatten sie Streit um eine grössere Geldsumme. In Rimini lernt er den kräftig gebauten Gelegenheitsarbeiter Ruslan C. kennen. Er verspricht ihm 150 000 Euro und seinen Mercedes.

Vier Knarren im Handgepäck

Am Mordtag erwirbt Ezio G. vier anonyme Prepaid-Karten. Übers Handy verabredet er sich mit seinen Opfern. Mit Ruslan C. fährt er über die Grenze ins Puschlav, Richtung Brusio (Karte). Im Gepäck: zwei halbautomatische Pistolen, eine Kaliber 6,35, die andere Kaliber 9. Die Männer halten in Campascio. Das Tor ist offen, der Schäferhund angeleint. Das Massaker beginnt, ohne dass ein Nachbar etwas merkt.

Niedergeschossen und brutal zugeschlagen

«Die Ferraris wurden mit unbeschreiblicher Brutalität hingerichtet», sagt der italienische Polizeihauptmann Pier Enrico Burri, «wobei unklar ist, ob das Ehepaar erst niedergeschossen und dann mit Schlägen getötet wurde oder umgekehrt.»

Sicher ist: Die Opfer wehren sich verzweifelt. Unter den Nägeln Gabriellas findet die Bündner Spurensicherung Hautfetzen, die DNA des Moldawiers. Die italienische Polizei wird eingeschaltet. Sie kommt den Männern auf die Spur, hört ihre Telefone ab. Die Falle schnappt zu.

Ezio G. wird in Nuoro auf Sardinien festgenommen, in den Ferien mit Frau und Tochter. Bei Komplize Ruslan C. klicken die Handschellen in Rimini. In ersten Verhören schaltet Ezio G. auf stur. Über seinen Anwalt richtet er aus: «Bin unschuldig, habe nichts damit zu tun.»

*Namen der Redaktion bekannt

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