Der 7. Januar 2015 hat den Kampf gegen den Terrorismus dramatisch verändert. Zwei maskierte Männer stürmen die Pariser Satirezeitung «Charlie Hebdo». Mit Maschinengewehren erschiessen sie zwölf Menschen. Die Täter schreien beim Anschlag die Parole «Allahu akbar» (zu Deutsch: Allah ist gross). Das Drama ist der Auftakt einer islamistischen Terrorwelle. Das Besondere daran: Für Massenmord braucht es keine ausgeklügelte Aktion mehr, eine Knarre oder ein Lieferwagen genügen als Tatwaffen.
Die neue Bedrohung durch fanatische Einzeltäter veränderte auch das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos GR. Seit «Charlie Hebdo» sind die Sicherheitskosten frappant gestiegen – von 8 auf 9,5 Millionen Franken. WEF-Sicherheitschef Walter Schlegel (57) zum neuen Risiko: «Jedem ist klar, dass es auch in Europa zu Anschlägen kommt. Bei einer Menschengruppe kann mit kleinem Aufwand grosser Schaden angerichtet werden.»
Doch der Bündner Polizeikommandant bleibt selbstbewusst: «Auf solche Situationen sind wir vorbereitet. Das WEF braucht ein Sicherheitsdispositiv, das Gefahren möglichst verhindert. Immer im Wissen darum, dass etwas passieren kann.» Dabei zählt man auf die Unterstützung der Schweizer Armee. Die Einsatztruppe, die zu über 90 Prozent aus Milizangehörigen besteht, wird von Korpskommandant Aldo Schellenberg (60) geführt. Auch er weiss: «Eine absolute Sicherheit gibt es nicht. Gewalttätige Aktionen extremistischer Gruppen können nicht vollständig ausgeschlossen werden.»
Polizeikommandant Schlegel: «Das WEF übt Druck aus»
Auf den Schultern der zwei Männer lastet die Verantwortung für den Schutz von Staatschefs, Wirtschaftsgrössen und der Zivilbevölkerung. Trotzdem schlafen beide ruhig: «Klar, das WEF übt einen gewissen Druck aus», sagt Kommandant Schlegel. «Doch es ist nicht unser erster Kongress. Wir verlangen von allen Polizisten höchste Qualität, sei das im Personen-, Objektschutz oder Strassenverkehr.» Offizier Schellenberg ergänzt: «Ich habe volles Vertrauen in die Angehörigen unserer Armee. Darum schlafe ich gut.»
Am WEF arbeiten Polizei und Militär eng zusammen. Doch ihre Aufgabengebiete sind klar getrennt. Primär kümmern sich Schlegel und seine Leute um die Sicherheit am Forum, während Schellenberg mit seinen Berufs- und Miliztruppen den Einsatz unterstützt. Dabei wird nicht nur Davos und Graubünden, sondern die ganze Schweiz einbezogen.
«Die Planung ist national», so Schlegel. «Das Sicherheitsdispositiv beginnt schon am Flughafen, wenn die ersten Staatsgäste landen. Hier sind unsere Kollegen aus Zürich stark involviert.» Auch in Davos kommen polizeiliche Spezialeinheiten aus der ganzen Schweiz zum Einsatz: Grenadiere für den Personenschutz, Hundeführer und Sprengstoffexperten des Forensischen Instituts der Kantons- und Stadtpolizei Zürich. Hinzu kommen mehrere Hundert Sicherheitskräfte aus dem Ausland, die teilweise bewaffnet sind – sofern sie dafür eine Bewilligung besitzen.
Krawalltouristen werden an der Grenze abgefangen
Ebenso ist dem Sicherheitschef bewusst, dass der Kongress landesweit Krawalle auslösen kann. Ausschreitungen wie am G-20-Gipfel in Hamburg (D) erwartet Schlegel aber nicht: «Bereits an den Grenzen wird verstärkt kontrolliert.» In Davos selber bewilligt man nach einer Pause wieder eine Demonstration der Jungsozialisten (Juso). Sie findet am 24. Januar statt und ist für die Polizei eine zusätzliche Herausforderung: «Mit den Veranstaltern ist man in Kontakt», so Schlegel. «In der Regel verlaufen bewilligte Kundgebungen aber friedlich. Nicht bewilligte Demonstrationen sind das grössere Problem.»
Parallel dazu sichert das Militär den Luftraum, Objekte und Einrichtungen am Boden. Im Januar wird die monotone Arbeit zum Härtetest. Schellenberg: «Alle Aufgaben werden rund um die Uhr erfüllt, und zwar unter teilweise extremen äusseren Bedingungen wie Schnee, Kälte und Wind.» Ebenso stellt die Armee Material und Fahrzeuge zur Verfügung. So fliegt auch die Polizei mit Helikoptern der Luftwaffe. «Die Zusammenarbeit ist eingespielt», betont Schellenberg.
Rund 1000 Polizisten und bis zu maximal 5000 Armeeangehörige stehen am WEF im Einsatz. Daran ändert auch die Absage von US-Präsident Donald Trump nichts. Der Auftrag ist klar: Jede empfangene Person wird geschützt. Da macht es keinen Unterschied, ob es sich um den amerikanischen, chinesischen oder einen anderen Staatschef handelt. Dabei gilt als oberstes Ziel: Jedes Risiko rechtzeitig erkennen und entschärfen.
Am WEF 2018 ist es in Davos GR mehrmals zum Verkehrskollaps gekommen. Die Tausenden Teilnehmer, Arbeiter und Lieferanten wurden zu viel für die Infrastruktur. Das ärgerte vor allem die einheimische Bevölkerung, die zur Arbeit wollte. So wurde eine einfache Busfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durchs Dorf zur Geduldsprobe. In diesem Jahr will man das besser machen. Die Gemeinde Davos setzte sich das ganze Jahr damit auseinander. Mit dem Ergebnis, dass diverse Massnahmen umgesetzt werden: «Neu gibt es klare Vorschriften für temporäre Aufbauten», sagt Polizeikommandant Walter Schlegel (57). Nun sei geregelt, wann Laster wo und wie lange halten dürfen. Der Sicherheitschef ergänzt: «Erstmals halten die Züge der Rhätischen Bahn zusätzlich noch in der Nähe des Kongresshauses.» Dazu wurde extra eine temporäre Haltestelle gebaut. Im ÖV setzt die Gemeinde zudem auf kleine Busse, statt wie bisher auf die grossen.
Am WEF 2018 ist es in Davos GR mehrmals zum Verkehrskollaps gekommen. Die Tausenden Teilnehmer, Arbeiter und Lieferanten wurden zu viel für die Infrastruktur. Das ärgerte vor allem die einheimische Bevölkerung, die zur Arbeit wollte. So wurde eine einfache Busfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durchs Dorf zur Geduldsprobe. In diesem Jahr will man das besser machen. Die Gemeinde Davos setzte sich das ganze Jahr damit auseinander. Mit dem Ergebnis, dass diverse Massnahmen umgesetzt werden: «Neu gibt es klare Vorschriften für temporäre Aufbauten», sagt Polizeikommandant Walter Schlegel (57). Nun sei geregelt, wann Laster wo und wie lange halten dürfen. Der Sicherheitschef ergänzt: «Erstmals halten die Züge der Rhätischen Bahn zusätzlich noch in der Nähe des Kongresshauses.» Dazu wurde extra eine temporäre Haltestelle gebaut. Im ÖV setzt die Gemeinde zudem auf kleine Busse, statt wie bisher auf die grossen.
Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.
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