Die Mafia wurde in der Schweiz lange unterschätzt. Das musste Nicoletta della Valle (57), Direktorin des Bundesamts für Polizei (Fedpol), im September vergangenen Jahres eingestehen. Der Bundesrat plante deshalb einen Aktionsplan «Antimafia».
Die Landesregierung arbeitet nun mit den Behörden des Kantons Tessin zusammen. «Das Risiko mafiöser Aktivitäten ist in den südlichen Grenzkantonen vor allem im Tessin hoch. Deshalb wird der Aktionsplan Antimafia auf das Tessin ausgerichtet sein», schreibt der Bundesrat in einer Antwort auf den Vorstoss von CVP-Nationalrat Fabio Regazzi (57).
Briefkastenfirma zum Geldwaschen
Nicoletta Noi-Togni (79), Gemeindepräsidentin von San Vittore GR, tat im November in der «Südostschweiz» ihre Befürchtung kund: «Wenn nur im Tessin etwas passiert, ziehen die Kriminellen zu uns ins Misox und es siedeln sich noch mehr mafiöse Geschäfte an.»
Die Mafia möchte unter anderem ihr Geld diskret in der Schweiz in den Umlauf bringen. Eine Möglichkeit dafür: Briefkastenfirmen.
2017 waren im Südbündner Tal Misox 1600 Firmen registriert – auf 8300 Einwohner. Das schreibt die «NZZ». Bei vielen Unternehmen handelt es sich wohl um eine Briefkastenfirma.
Man könne aber nicht pauschal sagen, dass hinter jeden Briefkastenfirmen die Mafia stecke, betont der Bündner Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff (46).
Briefkastenfirma und Millionenbetrug
Beweise, dass die Mafia schon im Bündnerland ist, hat Noi-Togni denn auch nicht. Es gebe aber Leute, die in Misox mehrere Briefkastenfirmen registriert hätten und in Italien wegen Millionenbetrug verurteilt wurden, schreibt die «NZZ».
Die Bündner Regierung erklärt, sie hätten die Kontrollmassnahmen von Briefkastenfirmen bereits verstärkt. Man sei nicht weniger streng als im Tessin.
Und auch der Aktionsplan «Antimafia» berücksichtigt nicht nur das Tessin. Man sehe eine Zusammenarbeit mit allen Kantonen vor, sagt Fedpol-Sprecher Florian Näf zur Zeitung – mit der Kantonspolizei Graubünden stehe man schon im Kontakt. (brb)