Bündner und Italiener machen Jagd auf hungrigen Räuber
Wolf reisst zwölf Schafe und vier Geissen

Sein Revier ist das Bergell. Seit Dezember streift ein Wolf durch Südbünden und Italien. Bündner Wildhut und italienische Forstpolizei beobachten das Wildtier rund um die Uhr.
Publiziert: 25.01.2017 um 22:47 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:55 Uhr
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In Piuro (I) reisst der Wolf fünf Schafe. Fünf weitere verletzt er schwer.
Foto: ZVG

Ein Wolf hält das Bergell in Atem. Dies- und jenseits der schweizerisch-italienischen Grenze. Seit Dezember hinterlässt das Raubtier eine blutige Spur. Dreimal schlägt der Wolf zu. Zuletzt am vergangenen Sonntag. Seine Opfer: zwölf Lämmer und vier Ziegen.

Es beginnt am dritten Adventssonntag. Im italienischen Val Cavargna am Nordende des Luganersees werden vier Ziegenkadaver entdeckt. Die Spur weist eindeutig auf einen Wolf hin.

Wolf versucht unter elektrischem Zaun hindurchzukriechen

Am 19. Januar beobachten Bündner den Wolf beim Punt Spizarun in Bondo GR. Zwei Tage später nähert er sich dem Bio-Hof der Familie Giacometti in Stampa GR. Er versucht, sich einen Weg unter dem elektrischen Zaun hindurch zu graben. Die eingepferchte Schafherde gerät in Panik. 

Der Wolf findet schliesslich einen anderen Weg hinein ins Gehege. Er reisst ein vier Monate altes Lamm, frisst es nur zum Teil auf. Ein anderes Lämmchen, erst drei Wochen alt, verschwindet. Die Art der Verletzungen und weitere Spuren weisen auf das Werk eines Wolfes hin. 

Zwölf Schafe in 24 Stunden

Davon ist auch Wildhüter Renato Roganti überzeugt. Er nimmt Urin- und Speichelproben von den Bisswunden und schickt sie nach Bern, um die DNA des Wolfes prüfen zu lassen. Das berichtete die Zeitung «La Bregaglia». 

In der Nacht schreckt eine Bewohnerin von Soglio GR auf. Sie hört ganz in der Nähe einen Wolf heulen und meldet sich bei den Behörden. 

Satt wird der Wolf in jener Nacht nicht. Denn bereits am Tag darauf wütet er in einer Herde im italienischen Piuro, 15 Kilometer vom Giacometti-Hof entfernt. Er reisst fünf Schafe und verletzt weitere fünf schwer. 

Schweizer und Italiener stehen in engem Kontakt

Nicht nur die Angst vor dem Wolf eint die Schweizer und italienischen Nachbarn, sondern auch die Entschlossenheit, das Raubtier aufzuspüren. 

Bündner Wildhut und italienische Forstpolizei stehen in engem Kontakt. «Wir beobachten den Wolf ohne Pause», sagt Marco Testa, «tauschen uns im Rahmen des Projekts Wolf in the Alps mit den anliegenden Staaten aus.» Es gebe zwar noch kein gemeinsames Protokoll mit den Schweizern, aber die Zusammenarbeit klappe gut, erklärt der Kommandant der Provinzpolizei.

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