»Verschwendung von Steuergeldern»
Bündner Schulrat empört mit Massentest-Verweigerung

Keine Tests für die Lernenden der Schule in Zernez – dies hat der Schulratspräsident, Beat Schärer, so entschieden. Seine Begründung sorgt für Empörung bei den Eltern.
Publiziert: 22.03.2021 um 11:27 Uhr
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Aktualisiert: 08.04.2021 um 09:57 Uhr
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Graubünden setzt auf Massentests. Hier an der Evangelischen Mittelschule Schiers.
Foto: keystone-sda.ch

Graubünden gehört zu den Kantonen, in denen an Schulen Corona-Massentests durchgeführt werden. Begonnen damit wurde Anfang März 2021 und das mit Erfolg: 95 Prozent der Schulen sind bereit, die Tests wöchentlich durchzuführen, berichtet «Radiotelevisiun Svizra Rumantscha».

In Zernez GR stösst die Testinitiative beim Schulratspräsidenten Beat Schärer auf Ablehnung: An seiner Schule will er keine Tests durchführen. In einer E-Mail an die Eltern schreibt er gemäss «20 Minuten»: «Ich sehe nicht ein, warum sich jede Woche gesunde Menschen testen lassen sollen.» Bis jetzt habe es in Zernez noch keinen einzigen Corona-Fall gegeben. Die Test-Offensive von Kanton und Bund sei eine «Verschwendung von Steuergeldern».

«Gehen Sie, um sich die Zähne gesund zu erhalten, auch jede Woche zum Zahnarzt in die Kontrolle?», heisst es im Mail des Schulratspräsidenten. Ebenso hält Schärer nicht viel von der Maskenpflicht für Schulkinder: Er behauptet fälschlicherweise, dass die Lernenden damit zu wenig Sauerstoff bekämen.

Im Ton vergriffen

Während alle sich dem «Testwahnsinn» hingeben, will Schärer «sich der Vernunft zuwenden» – und vergleicht Corona mit Karies. Damit ginge er zu weit, meint eine betroffene Mutter zu «20 Minuten». Der Schulrat sei den besorgten Eltern gegenüber wenig empathisch.

Nicht nur seine Aussagen seien unangebracht, Schärer habe sich in seinem Mail auch im Ton vergriffen, findet die Frau: «Nur weil ich für Tests bin, bin ich weder unvernünftig noch dumm.»

Mit Massentests Infektionsketten unterbrechen

Das Ziel der Massentests ist es, asymptomatische Corona-Infizierte frühzeitig zu erkennen, um so Infektionsketten zu unterbrechen. Denn auch wenn das Virus nicht bei allen Infizierten Beschwerden auslöst, ist es dennoch ansteckend.

Martin Liesch, medizinischer Leiter beim Ärztenetzwerk Graubünden «grisomed», sagt dazu: «Grosszügiges testen lohnt sich – gerade bei Kindern, welche die Infektion des öfteren ohne Symptome durchlaufen.» Liesch unterstützt die – freiwillige – Test-Offensive: «Meiner Meinung nach ist es einem Kind zuzumuten, einmal pro Woche in ein Töpfchen zu spucken.» (une)

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