Ihre Mitschüler wissen es noch nicht. Und unter den Lehrern spricht sich die Hiobsbotschaft langsam herum. In einer Woche beginnt im Münchner Stadtteil Isarvorstadt die Grundschule wieder. Der Platz der kleinen Maxi* (†7) aber bleibt dann leer. Für immer.
Der tragische Unfall passiert am Mittwoch, 29. August 2018. Christian B.* (41) ist früh gestartet. Er will mit seinen Töchtern Maxi* und Kiki* (4) heim nach München (D). Die Mutter der beiden, eine Anwältin (45), ist schon zuvor mit dem Flugzeug gereist. Zusammen hatte die Familie Ferien im Süden gemacht.
Gegen 10.15 Uhr fährt der Ford C-Max auf der Autobahn in Richtung Mesocco GR. Einen Kilometer nach dem Anschluss Lostallo GR verliert der deutsche Jurist die Kontrolle über sein Fahrzeug. Der Ford rast aus einer langgezogenen Linkskurve. Er zerreisst den Wildschutzzaun, überschlägt sich mehrfach und bleibt auf dem Dach liegen.
Zwei Landwirte versuchen die Insassen zu retten
Das Auto fängt Feuer. Zwei Landwirte von benachbarten Höfen eilen herbei. Sie ziehen den Vater und die Vierjährige aus den Flammen. Die kleine Maxi aber steckt im Autowrack fest. Sie kann nicht befreit werden. Das Kind verbrennt. Christian B. erleidet schwere Verbrennungen. Die kleine Kiki kommt mit leichteren Verletzungen davon.
«Wir sind erschüttert», sagt eine Nachbarin der deutschen Familie, «der Mann hatte sich immer liebevoll um die Kinder gekümmert. Er war der Hausmann.» Während Maxi in die Schule ging, schlenderte Christian B. im Sommer mit Nesthäkchen Kiki durch die Isarvorstadt. Er beobachtete die Trams, ging mit dem Töchterchen zur Eisdiele oder Pizza essen.
Bereits im April stirbt ein kleines Mädchen auf der A13
Es ist nicht das erste Drama auf der A13 bei Lostallo. Bereits im April war ein Minivan gegen die Leitplanke gefahren und von der Autobahn geschleudert worden. An Bord war eine achtköpfige Familie aus Eritrea. Ein neun Monate altes Mädchen kam damals ums Leben.
Die Todesstrecke gilt eigentlich nicht als gefährlich. Nach der Ausfahrt Lostallo zieht sich eine lange Gerade. Es folgt die langgezogene Linkskurve, die gut einsehbar ist. Warum ausgerechnet an dieser Stelle Autofahrer ins Schleudern geraten, ist auch der Polizei ein Rätsel.
«Die Strecke gilt eigentlich nicht als unfallträchtig», sagt Roman Rüegg von der Kapo Graubünden. «Dass innerhalb so kurzer Zeit an diesem Strassenabschnitt zwei Kinder bei Unfällen ums Leben kamen, ist ein tragischer Zufall.» Zur Unfall-Ursache am Mittwoch sagt der Mediensprecher: «Ein Sekundenschlaf wird in Betracht gezogen.»
* Namen geändert