Das Dorf Brienz/Brinzauls GR mit seinen rund 80 permanenten Einwohnern steht vor einer ungewissen Zukunft. Derzeit rutscht der ganze Ort rund einen Meter pro Jahr talwärts. Gleichzeitig droht am Hang oberhalb von Brienz ein Bergsturz. 22 Millionen Kubikmeter Gestein, siebenmal mehr als beim Bergsturz 2017 in Bondo GR, sind in Bewegung.
Die Einheimischen versuchen trotzdem gelassen zu bleiben. «Ich kenne keinen im Dorf, der Angst hat», sagt Arno Thomann (46). Aber natürlich mache auch er sich Gedanken über die Zukunft.
Die Einwohner wollen bleiben
Thomann, der das Haus seiner Mutter bewohnt, hat wie alle Einheimischen kürzlich die Evakuierungspläne von Gemeinde und Kanton erhalten. Die Empfehlung der Behörden, einen gepackten Koffer für den Notfall bereitzuhalten, ignoriert er. Seine Nachbarn Fränzi und René Bötschi (beide 65) ebenfalls. Auch sie wollen Brienz nicht verlassen, obwohl sie direkt am Fusse des Problemhangs leben. «Das ist unser Zuhause, wir fühlen uns wohl hier», sagen sie.
Brienz wurde vor zwei Jahren zur roten Zone erklärt. Neubauten oder Hauserweiterungen werden seither nicht mehr genehmigt. Entsprechend sind die Immobilienpreise gesunken. Kurzfristig dürfte dies vor allem die rund 200 Zweitwohnungsbesitzer betreffen, die sich mit ihrer Liegenschaft womöglich verspekuliert haben. Längerfristig könnte aber auch für Familien wie die Bötschis zum Problem werden.
Die Werte der Immobilien sind im Keller
«In rund zehn Jahren wäre für uns ein Umzug in eine kleine Wohnung vorstellbar gewesen, in einer grösseren Ortschaft mit Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe.» Diese Option sei nun wohl vom Tisch. Das Ehepaar Bötschi stellt klar: «Zu einem Schleuderpreis werden wir nicht verkaufen!»
Aus Gefahrensgründen darf die Kantonsstrasse am Dorfeingang darf nicht mehr betreten werden. Lösen Sensoren am Hang Alarm aus, sperrt eine Ampel die Durchfahrt auch für den Strassenverkehr.
Direkt neben der Strasse liegt ein tonnenschwerer Felsblock. Geht man durch das Dorf, fallen einem die vielen Häuser und Wege mit Rissen ins Auge.
Sorge um die jüngere Bevölkerung
Brienz rutscht zwar seit Menschengedenken, in den letzten Jahren hat sich die Bewegung aber vervielfacht (BLICK berichtete). «Das ist eine Katastrophe. Mir tun vor allem die Jungen leid, die darunter zu leiden haben», sagt Ludwig Bonifazi (91). In seinem Alter noch wegziehen zu müssen, würde ihm zwar das Herz brechen. Aber trotzdem sei er dankbar, für all die Geologen und Spezialisten, die nun Brienz überwachen würden.
Seit einiger Zeit laufen Bohrungen, um die Rutschzone zu erkunden. Ein Bohrturm neben einem schrägen Stall zeugt davon. Denn die zerstörerische Rutschzone liegt rund 150 Meter tief unter Brienz.
«Noch vor 50 Jahren hätte man die Gefahr vielleicht gar nicht erkannt», vermutet der Senior. Jetzt sind die Spezialisten da. Während eine rechtzeitige Evakuierung gewährleistet sein dürfte, sieht es für das Dorf selbst düster aus.
Das Dörfchen Brienz zwischen Davos und Lenzerheide sieht sich mit doppeltem Ungemach konfrontiert: Während die Ortschaft abrutscht, droht von oben ein Bergsturz.
«Auch wenn die Wahrscheinlichkeit derzeit gering ist, bereitet uns das Szenario Bergsturz wegen seiner Unsicherheiten grössere Sorgen», sagt Andri Largiadèr (39) vom Bündner Amt für Wald und Naturgefahren. Laufe alles plangemäss, werde man bei Gefahr frühzeitig informieren können. Der Problemhang wird durch Geologen täglich und engmaschig kontrolliert.
Das Abrutschen von Brienz wird derzeit mit Tiefenbohrungen untersucht. Largiadèr beschreibt es als «Stiche in einen Heuhaufen», die der Erstellung eines 3D-Modells dienen.
Der Experte warnt: «Brienz rutscht wie auf einem Surfbrett mit Rissen. Das Wasser ist der treibende Faktor.» Wäre man in der Lage, dem Rutsch das Wasser zu entziehen, liesse sich dieser womöglich verlangsamen. Eine Garantie gibt es nicht. Andri Largiadèr verspricht aber: «Wir setzen alles daran, das Dorf zu retten!» Marco Latzer
Das Dörfchen Brienz zwischen Davos und Lenzerheide sieht sich mit doppeltem Ungemach konfrontiert: Während die Ortschaft abrutscht, droht von oben ein Bergsturz.
«Auch wenn die Wahrscheinlichkeit derzeit gering ist, bereitet uns das Szenario Bergsturz wegen seiner Unsicherheiten grössere Sorgen», sagt Andri Largiadèr (39) vom Bündner Amt für Wald und Naturgefahren. Laufe alles plangemäss, werde man bei Gefahr frühzeitig informieren können. Der Problemhang wird durch Geologen täglich und engmaschig kontrolliert.
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