Bergüner Foto-Verbot macht Pfadis «unglücklich»
Wird das Sommerlager jetzt 7500 Franken teurer?

Die Pfadi Reuss Luzern veranstaltet im Sommer ein Lager in Bergün GR. Dass man dort plötzlich nicht mehr fotografieren darf, sorgt für Unmut. Jetzt verlangt der Organisator vom Gemeindepräsidenten eine Sonderbewilligung.
Publiziert: 31.05.2017 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:45 Uhr
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Solche Verbotstafeln machen auf das neue Gesetz aufmerksam.
Foto: fotoswiss.com/cattaneo
Georg Nopper

Bergün GR will alle Menschen, die nicht das Glück haben, vor Ort zu sein, mit einem Fotografierverbot vor schlechten Gefühlen bewahren. Niemand soll beim Betrachten von Bildern aus Bergün neidisch sein müssen, wenn er die wunderschöne Landschaft in der Berggemeinde nicht selber geniessen kann.

Am Elternabend werden traditionell die Lagerfotos gezeigt

Für den Abteilungsleiter der Pfadi Reuss Luzern, Jonathan Aliverti (22), ist der Gesetz gewordene Werbegag eine Schnapsidee. Er hat im Juli mit seinen Wölfli ein Lager im Pfadihaus Muntanella in Bergün geplant. Jetzt beantragt er bei Gemeindepräsident Peter Nicolay (54) eine Sonderbewilligung. «Die Eltern unserer Lagerteilnehmenden freuen sich immer sehr, wenn wir aktuelle Lagerfotos auf unsere Webseite hochladen», schreibt Aliverti in einem Brief, der BLICK vorliegt. «Zudem präsentieren wir an unserem Elternabend im November traditionell die Lagerfotos.»

Mit dem Inkrafttreten des Fotografierverbots sei dies nun nicht mehr möglich. Sollte die Sonderbewilligung für das Lager nicht erteilt werden, würde dies «unsere Leitenden, unsere Wölfli und deren Eltern sehr unglücklich machen», schreibt Aliverti weiter. Der Brief sollte den Gemeindepräsidenten laut dem Pfadileiter am Donnerstag auf dem Postweg erreichen.

Zu spät, um neuen Veranstaltungsort zu suchen

«Ich fand das Fotografierverbot zuerst eine lustige Idee», sagt Aliverti. «Aber als ich zu rechnen anfing, hat sich das rasch geändert.» Bei Verstoss gegen das Fotografierverbot droht eine Busse von fünf Franken. Der Wölflileiter geht davon aus, dass während eines solchen Lagers etwa 1500 Fotos geschossen würden. Angenommen, alle diese Verstösse flögen auf, indem die Fotos etwa wie üblich auf der Homepage der Pfadi Reuss Luzern veröffentlicht würden, käme somit die stattliche Summe von 7500 Franken zusammen.

Um einen neuen Veranstaltungsort für das Lager zu suchen, sei es zu spät. Aliverti ist deshalb auf das Wohlwollen der Gemeindeverwaltung und die Sonderbewilligung angewiesen. «Ich musste auf jeden Fall etwas probieren, damit die Verantwortlichen merken, dass das Fotografierverbot vielleicht doch nicht so harmlos ist, wie sie sich das vorgestellt haben.» Sollte es zu einem Bussenregen kommen, müsste notfalls der Fehlbetrag im Nachhinein von den Lagerteilnehmenden eingefordert werden, sagt der Wölflileiter.

Gemeindepräsident Nicolay erklärt zum Antrag der Pfadi Reuss Luzern auf Anfrage, man werde Sondergenehmigungen «wenn möglich» erteilen.

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