BLICK: Herr Nicolay, die Gemeindeversammlung hat einem Fotografierverbot auf dem Gebiet Ihrer Gemeinde zugestimmt. Weshalb haben Sie das jetzt und nicht am 1. April bekanntgegeben?
Peter Nicolay: Das Gesetz ist kein Scherz. Sonst hätten wir das tatsächlich am 1. April gemacht. Uns ist es ein Anliegen, die Menschen glücklich zu machen. Wir haben dieses Verbot beschlossen, weil es wissenschaftlich erwiesen ist, dass Fotos von Personen, die in den Ferien sind, andere Menschen unglücklich machen.
Offensichtlich ein Werbegag. Wer hat sich das ausgedacht?
Es war eine Idee des Gemeindevorstandes in Zusammenarbeit mit Bergün Filisur Tourismus und Graubünden Ferien. Unser Ziel ist, dass die Menschen hierher kommen und unser wunderschönes Dorf mit ihren eigenen Augen anschauen.
Bei der Abstimmung in der Gemeindevesammlung haben 46 Stimmberechtigte Ja gesagt, fünf enthielten sich, zwei stimmten gegen das Fotografie-Verbot. Was waren die Einwände der Gegner?
Ich weiss, wer gegen das Gesetz gestimmt hat. Einer von ihnen ist ein Hobbyfotograf. Er sagte, er werde nun halt die fünf Franken bezahlen, wenn er erwischt wird.
Ist dieses Verbot überhaupt durchsetzbar? Was werden Sie tun, wenn jemand die 5-Franken-Busse für Zuwiderhandlungen nicht bezahlt?
Wir nehmen an, dass die Leute die Busse bezahlen werden. Wir haben die private Sicherheitsfirma, die für uns in der Gemeinde als Dorfpolizei tätig ist, jedenfalls damit beauftragt, genauer hinzuschauen.
Haben Sie im Vorfeld abgeklärt, ob das Verbot rechtlich wasserfest ist?
Ja, wir glauben, dass dass wir das so machen können. Wir werden sehen, wie weit wir gehen werden, wenn jemand die Busse nicht bezahlt.
Wurde schon jemand gebüsst?
Nein, wir haben die Verbotstafeln erst gerade montiert.
Was passiert, wenn ein Bewohner in seinem Garten Fotos von seiner Familie macht? Dürfen sich Brautpaare vor der Kirche nicht mehr fotografieren lassen?
Bei den Bewohnern zu Hause werden wir nicht kontrollieren. Zudem machen wir Ausnahmen. Bei Hochzeiten beispielsweise kann man bei der Gemeindekanzlei gratis eine Ausnahmebewilligung einholen.
Ist das nicht ein Missbrauch der direkten Demokratie, wenn man so ein Gesetz zu Werbezwecken in Kraft setzt?
Für mich ist das die falsche Wortwahl. Schliesslich wollen wir Menschen damit glücklich machen!
Könnte sich die Werbeaktion letztendlich nicht auch zum Boomerang entwickeln, wenn Touristen an ihrer Feriendestination nicht fotografieren dürfen? Befürchten Sie dadurch kein schlechtes Image?
Wir sind uns bewusst, dass die Aktion positive wie negative Reaktionen hervorrufen wird. Ich glaube, dass die Zustimmung am Ende überwiegen wird.