Für viele ist er ein Held. Adam Quadroni (48) hat den grössten Bauskandal in Graubünden auffliegen lassen.
Dass Quadroni früher selbst Teil des Kartells war, hat ihm die Öffentlichkeit verziehen. Ebenso, dass er Schulden in Millionenhöhe hat. Eine Spendenaktion für den Bündner bricht gerade alle Rekorde: Mehr als 240’000 Franken sind bereits zusammengekommen.
Doch nun kratzen Betrugsvorwürfe am Helden-Image des Whistleblowers. Der Zürcher Autohändler Youssef Itani (47) sagt: «Quadroni zog mich über den Tisch. Am 24. Juni 2016 verkaufte er mir seinen Mercedes. Doch bis heute habe ich weder das Auto noch mein Geld zurück!»
Staatsanwaltschaft bestätigt Anzeige
Itani ist stinksauer. Am 22 August 2016 reichte der Geschäftsmann Anzeige gegen Adam Quadroni ein. Staatsanwalt Bruno Ulmi bestätigt das gegenüber BLICK: «Ja, es ist eine Strafanzeige wegen Betrugs eingegangen. Doch das Verfahren ist hängig, weshalb keine weiteren Auskünfte erteilt werden.»
Was genau ist also vorgefallen? Laut Itani kontaktierte ihn Quadroni im Juni 2016 mit dem Angebot, er wolle ihm seinen Occasions-Mercedes verkaufen. Er schickte sogar Bilder des Autos. Der Händler biss an. Kurz darauf, am 24. Juni 2016, fuhr Itani zusammen mit einem Freund dreieinhalb Stunden von Zürich nach Ramosch GR. Wie vereinbart wollte er das Auto bezahlen und mitnehmen.
Händler zahlt bar und erhält Quittung
Doch beim Haus von Quadroni erwartete ihn eine böse Überraschung. Er erinnert sich: «Das Auto war in einem unsicheren Zustand. Ich sagte, dafür gebe ich 500 Franken und lasse es abschleppen.» Es folgen zähe Verhandlungen: «Quadroni und seine Ex-Frau meinten, sie hätten drei Kinder und Geldsorgen.» Itani wurde weich: «Ich bezahlte bar 2000 Franken, erhielt eine rechtsgültige Kaufquittung und eine Kopie des Fahrzeugausweises.»
Als der Autohändler dann später mehrere Abholaufträge veranlasste, schaltete Quadroni auf stumm. Er ignorierte sämtliche Anrufe und Mails. Nur einmal, am 4. Juli 2016, schrieb er zurück: «Wir sind noch abwesend, ich habe Ihnen mitgeteilt, dass wir bis mindestens morgen Abend nicht anwesend sind!» Und weiter: «Wenn Ihr Fahrer morgen kommen will, ist niemand da!» Auch der annullierte Ausweis kam nie beim Käufer an.
«Bezahlt er mit den Spenden seine Schulden?»
Inzwischen glaubt Itani nicht mehr, dass er Auto oder Geld je wiedersieht. Darum macht ihn die Sammelaktion für den Whistleblower wütend: «Die Leute wissen nicht, wem sie da ihr Geld spenden», sagt er. «Vielleicht hat er ja noch andere betrogen.» Der Händler hätte einen Vorschlag: «Bezahlt er mit den Spenden seine Schulden? Wegen ihm verlor ich Geld und Zeit. Auch ich habe drei Kinder!»
BLICK konfrontierte Quadroni gestern mit den Vorwürfen. Er reagiert überrascht und will nichts mehr von den Verkaufsverhandlungen bei ihm zu Hause wissen: «Welcher Händler soll das sein?», fragt er. Dann fügt er an: «Ich werde dem nachgehen. Das Auto ist bei der Konkursmasse.»
Tatsächlich zeigen BLICK-Recherchen: Das zuständige Betreibungsamt liess den besagten Mercedes bereits abholen. Das Konkursverfahren läuft seit 2013 und ist noch offen. Ob die Gläubiger je Geld sehen werden, steht weiterhin in den Sternen.