Sie haben eine Ferienwohnung in Davos, mögen aber den Lärm im Ort nicht. Schon zum zweiten Mal reicht ein Nicht-Davoser eine Lärmbeschwerde ein und sorgt damit für einen weiteren Lärm-Zoff im Tourismus-Ort.
Alles begann im letzten Oktober, als Kurt R. Compagnoni sich über den Lärm der beliebten Après-Ski-Bar Bolgen Plaza beschwerte (BLICK berichtete). Vor dem Bundesgericht konnte sich der Ferienwohnungsbesitzer aus Zürich durchsetzen: Das Bolgen Plaza musste zum Entsetzen aller Partyfreunde seine Öffnungszeit von 23 Uhr auf 19 Uhr verkürzen. Die Folge: 50 Meter neben der Après-Ski-Bar wurde ein temporäres Chalet gebaut, in dem man weiterhin bis 23 Uhr Party machen kann.
Erneute Beschwerde von Vermieter
Und jetzt gibts wieder Ärger. Wie die «Südostschweiz» am Dienstag berichtete, hat erneut ein Ferienwohnungsbesitzer Beschwerde eingereicht, diesmal gegen die Kirche St. Johann. Er will, dass die Glocken in der Nacht nicht mehr läuten dürfen. BLICK-Recherchen ergeben: Die Beschwerde stammt von Giovanni Martis aus Bonaduz GR.
Der 75-Jährige besitzt eine Ferienwohnung in unmittelbarer Nähe zur Kirche. Der Bündner erhielt schon mehrmals Beschwerden von Touristen, die wegen der Kirchenglocken nachts nicht schlafen konnten. «Ich vermiete die Wohnung schon seit vielen Jahren und bekam für die Einrichtung und Sauberkeit viele Komplimente. Trotzdem kommen die Touristen nicht mehr, das Glockengeläut nachts ist ihnen zu laut», sagt er zu BLICK.
Glockenspiel um Mitternacht ist «komplett idiotisch»
Am schlimmsten sei es um Mitternacht: «Um zwölf Uhr nachts läutet die Kirchenglocke 24-mal in verschiedenen Glockentönen. Ich finde das komplett idiotisch.»
Tatsächlich gab es wegen der Kirchenglocken in der Vergangenheit schon mehrere Beschwerden, wie die Gemeinde Davos BLICK bestätigt. «Die Kirche St. Johann ist ein Davoser Wahrzeichen, sie besitzt die grösste Glocke im Dorf, also auch den lautesten Glockenlärm», sagt Michael Staub, Landschreiber in Davos.
«Teil des Kulturguts»
Trotzdem stiess Giovanni Martis mit seiner Lärmbeschwerde bei der Gemeinde auf taube Ohren. Die Kirchenglocken seien Teil des Davoser Kulturguts und darin könne nicht eingegriffen werden, teilte die Gemeinde Martis mit.
Der Vermieter kann das nicht verstehen: «Kirchenglocken waren vor 50 Jahren aktuell – heute hat jeder eine Uhr. Die Gemeinde tut so viel für den Tourismus, sie baut Bikeparcours und so weiter. Aber dafür zu sorgen, dass die Touristen nachts ruhig schlafen, das können sie nicht.»
Das Problem beschäftigt nicht nur Giovanni Martis. Auch bei anderen Vermietern im Haus würden die Touristen abwandern wegen der Lärmbelästigung.
Lärm stört auch Bewohner
Nachdem er von der Gemeinde abgewiesen wurde, meldete sich Martis bei der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde in Davos. Andrea Trepp, Vizepräsident der Organisation, nimmt die Beschwerde sehr ernst: «Wir werden das Thema an der nächsten Vorstandssitzung ansprechen, um herauszufinden, inwiefern das Glockengeläut auch andere Anwohner stört», sagt er zu BLICK.
Giovanni Martis freut sich über das Interesse der Kirchgemeinde: «Ich hoffe, dass meine Beschwerde etwas bewirkt, damit bald wieder mehr Touristen die Ferienwohnungen mieten.»