Der Bär macht sich in Poschiavo GR breit. Sein neuer Tummelplatz: die Primar- und Mittelschule des 3600-Seelen-Ortes. Zwischen 4.30 und 6 Uhr fiel M13 gestern über das schuleigene Biotop her, nur wenige Meter von den Klassenzimmern entfernt. Er steigt über den Metallzaun, plündert einen der zwei Bienenstöcke. Das Schulprojekt ist futsch.
«Er ist kein Teddybär, sondern ein gefährlicher Räuber», sagt Lehrer Franco Compagnoni (61), welcher das Bienenprojekt der Schule leitet. Die hat nun einen elektrischen Zaun um das Schulhaus aufstellen lassen.
Marco Fighera (41) wohnt direkt beim Schulgelände, er hat zwei Kinder (10 und 14). «Meine Töchter fürchten sich jetzt. Ich will den Bären nicht tot sehen. Nur in Poschiavo darf er nicht sein! Kann man M13 nicht fangen und in einen Zoo bringen?»
Solange M13 kein Problembär ist, bleibt er am Leben
Viele Bürger sind in Sorge. Immer wieder taucht M13 im Puschlav auf. Mitte Juli zum ersten Mal. Dann Ende Juli, Anfang August, Anfang September. Seit drei Tagen ist er wieder da. Diesmal mitten in Poschiavo. Jedes Mal reisst er Tiere, wütet in Biotopen, geht an Bienenstöcke. «Er kehrt an den Tatort zurück, weil er weiss, dass er dort zu fressen findet», sagt Bauer Attilio Cortesi (63). Der Bär war schon zweimal auf seinem Hof, riss ihm drei Schafe, eines war trächtig.
Die Jagdaufsicht reagiert auf den Schulbesuch von M13 mit Vorsicht. Sie gab gestern Anweisungen an die Puschlaver: «Lasst den Müll im Haus und das Heu in der Scheune, deckt den Kompost ab, räumt Hunde- sowie Katzennäpfe über Nacht weg!» Tipps gibts auch für den Fall, dass man den Bären trifft: «Reden Sie mit ruhiger Stimme. Rennen Sie nicht weg.»
Mehr können die Wildhüter im Moment nicht tun. Arturo Plozza: «Fangen und einsperren dürfen wir den Bären nicht.» Und solange er noch nicht als Problembär eingestuft wird, bleibt M13 am Leben.