Absturz bringt Profis an ihre Grenze
Care-Team betreut Einsatzkräfte am Piz Segnas

Normalerweise kümmern sich die Psychologen um Opfer und ihre Angehörige. Im Fall der abgestürzten JU-52 müssen auch die Bergungsmannschaften betreut werden.
Publiziert: 06.08.2018 um 12:12 Uhr
|
Aktualisiert: 29.01.2021 um 19:24 Uhr
1/38
Ermittlungen an der Absturzstelle.
Foto: FABRICE COFFRINI
Myrte Müller

Am Samstagnachmittag kurz vor 17 Uhr stürzt eine Oldtimer-Maschine des Typs JU-52 an der Westflanke des Bündner Piz Segnas ab. Das dreimotorige Flugzeug aus den 30er-Jahren fällt wie ein Stein senkrecht vom Himmel. Es zerschellt auf dem felsigen Boden. Niemand der 20 Menschen an Bord hat auch nur die Spur einer Überlebenschance (BLICK berichtete).

Heute, zwei Tage nach der schrecklichen Katastrophe im Gemeindegebiet von Flims GR hält das Bild des Grauens an. Die Ermittlungen laufen noch immer auf Hochtouren. Das Bild, das sich den Einsatzkräften bietet, geht unter die Haut. Solange die Absturzursache nicht geklärt ist, kann das Wrack auf 2540 Metern über Meeresspiegel nicht abtransportiert werden.

Auch Einsatzkräfte brauchen seelische Unterstützung

Unter der Einsatzleitung der Polizei werden auch Männer der örtlichen Feuerwehren, der SAC-Rettungsstation Flims und der Schweizer Luftwaffe eingesetzt. Noch am Wochenende fliegen drei Privathelikopter und zwei Rega-Helikopter rund 50 Einsatzkräfte zur Unfallstelle. Auch heute sind mehrere Helis im Einsatz.

Die Bergung der Leichen bringt selbst Profis an ihre Grenzen. Daher koordiniert das Amt für Militär und Zivilschutz Graubünden das Care Team Grischun. Nicht etwa für Angehörige der Absturzopfer. Es sind die Einsatzkräfte, die seelische Unterstützung brauchen.

Care-Team begleitet direkt an der Absturzstelle

«Die Arbeit dort oben ist extrem belastend», sagt Amtsleiter Martin Bühler (41) zu BLICK, «daher stehen den Männern fünf psychologisch geschulte Betreuer zur Verfügung.» Zwar seien für die Bergung der Leichen Spezialisten der Polizei zuständig, doch Feuerwehrleute müssten Wrackteile wegräumen und da käme es auch zum Kontakt mit Leichenteilen.

«Die Betreuer des Care Teams begleiten die Arbeit direkt am Unfallort, aber auch an der Schaltstelle», sagt Martin Bühler. «Während der Arbeit ist der Adrenalin-Spiegel sehr hoch. Doch auch noch zwei bis fünf Tage nach dem Einsatz kann sich die psychische Belastung bemerkbar machen.» Dann sei es gut, wenn Psychologen helfen könnten. «Oft wollen sich die Bergungskräfte nicht eingestehen, dass sie die Situation psychisch belastet. Daher bietet das Care Team auch unauffällige Kontakte für Gespräche», sagt der Amtsleiter weiter.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?