Seit Tagen schneit es auf der Alpensüdseite. So auch in Maloja. Das Dorf Maloja im Oberengadin zum Beispiel versinkt im Schnee. «Die Schneemassen liegen meterhoch», sagt Maggie Duss, die seit sechs Jahren dort lebt. «Es schneit und schneit, wir können unsere Häuser gar nicht mehr freischaufeln. Unsere italienischen Grenzgänger wissen am Morgen nie, ob sie am Abend nach Hause kommen.»
Heute morgen liegt die Schneehöhe in Maloja bei 2,25 Meter. Das ist ein Rekord! Lukas Dürr vom Schnee- und Lawinenforschungsinstitut (SLF) in Davos: «In Maloja hatte es noch nie soviel Schnee an einem 5. Februar wie heute. Gemessen wird seit 64 Jahren.» Im Durchschnitt hat es in Maloja einen Meter Schnee.
Im Kanton Graubünden gibt es einen zweiten Rekord. «Auch in San Bernardino Dorf haben wir einen Rekord für den heutigen Tag», sagt Dürr. Dort liegen ebenfalls 2,25 Meter.
Blick.ch Leserreporter Marcello Caduff (29) steht aktuell in San Bernardino Dorf als Gemeindearbeiter im Einsatz und befreit die Strassen von den Schneenmassen.
Die Arbeit wird dem Polier nicht ausgehen. Auch in den nächsten Tagen wird weiterer Schnee erwartet. «Die Arbeit ist sehr streng aber schön. Und den Touristen gefällt die verschneite Landschaft», sagt Caduff zu Blick.ch.
Drei Meter auf dem Bernina-Pass
Auch andere Stationen auf der Alpensüdseite melden viel Schnee. In Simplon-Dorf VS lagen heute Morgen laut MeteoSchweiz 1,8 Meter Schnee, in Ambri-Piotta TI 1,75 Meter, in Bosco-Gurin TI waren es 2,40 Meter.
Laut dem SLF sind die Schneehöhen am Alpensüdhang etwa doppelt so mächtig wie um diese Jahreszeit üblich.
Am dicksten war die Schneedecke heute Morgen auf dem Bernina-Pass, wo drei Meter Schnee lagen. Der Pass war am Mittwochmorgen dennoch für den Strassenverkehr geöffnet, ebenso der Maloja, Julier- und der Ofenpass. Alle anderen Schweizer Pässe waren für den Verkehr gesperrt.
Erinnerungen an Lawinenwinter 1951
In Maloja kommen böse Erinnerungen an den Lawinenwinter 1951 auf. «Die Leute fragen sich, ob es bald wieder soweit ist», sagt Maggie Duss.
Das Schnee-und Lawienforschungsinsitut gibt vorerst Entwarnung. «Die Schneemengen sind weit über dem Durchschnitt. Von einer Situation wie im Lawinenwinter 1951 kann man aber im Moment nicht reden», sagt Dürr.
Zwar seien am Alpensüdhang vereinzelt grosse Lawinen möglich und deshalb könnten die Verkehrswege gefährdet sein. «Doch weil die Schneefälle relativ kontinuierlich sind, hat der Schnee Zeit sich zu setzen. Auch wegen den relativ milden Temperaturen hat sich die Schneedecke bisher gut gesetzt», sagt Dürr.
Fast 100 Tote vor 63 Jahren
Im Januar und Februar 1951 gingen in den Schweizer Alpen innerhalb weniger Tage über 1300 Lawinen nieder. 91 Menschen starben, darunter zwei in Davos Monstein GR: Dort verschüttete im Januar 1951 eine Lawine das Bahnhofsgebäude. Der Bahnhofsvorstand und ein Mitarbeiter kamen ums Leben, die Frau und die Kinder des Bahnhofsvorstand überlebten.