Gratis Pizza für Pflegerinnen, Einkaufsservice für Ältere
«Es ist schön, wenn man helfen kann»

Solidarität wird dieser Tage gross geschrieben. Die Zahl der Corona-Infizierten stieg innerhalb der letzten 24 Stunden um 900. Überall bieten Menschen den vom Coronavirus besonders gefährdeten Personen ihre Hilfe an. Wir stellen einige der Projekte vor.
Publiziert: 21.03.2020 um 23:42 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2020 um 11:40 Uhr
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Freschta (23) hilft in dieser schwierigen Zeit Menschen aus Risikogruppen.
Foto: Philippe Rossier
Dana Liechti

Käse, Butter, Senf: Freschta (23) aus Turgi AG steht im Spar und packt Lebensmittel in ihren Korb. Danach gehts weiter zur Drogerie, sie braucht noch eine Salbe.

Eigentlich nicht sie, sondern Frau Bieri. Freschta kauft für sie ein, um die 78-Jährige vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Schliesslich gehört Frau Bieri zur Risikogruppe.

Auf ihre Lieblingsprodukte verzichten muss sie trotzdem nicht, denn die Turgemer Jungwacht Blauring hat die Einkaufstour für gefährdete Personen übernommen. Nach dem Einkauf setzt Jungwacht-Leiterin Freschta die Tasche mit den ­Lebensmitteln und der Salbe vor Frau Bieris Haustür ab und winkt ihr von weitem zu.

«Es hat alles super geklappt»

«Ich bin froh, dass sich jemand um uns kümmert», sagt Bieri. «Und wenn ich wieder ­etwas brauche, werde ich mich wieder bei Freschta melden. Es hat alles super geklappt.» Auch Freschta ist zufrieden: «Es ist schön, wenn man helfen kann!»

Helfen will auch die Gamaraal Foundation, eine Stiftung für ­Holocaust-Überlebende in der Schweiz. Gerade die und andere ältere Menschen bräuchten dringend Hilfe, sagt Anita Winter (57), Gründerin und Präsidentin von Gamaraal. Schliesslich seien sie allesamt Angehörige der Hochrisikogruppe – und hätten in schwierigen Momenten aufgrund ihrer Erfahrungen oftmals spezielle Bedürfnisse.

Nachfrage steigt extrem

Über eine Hotline stellt Gamaraal den Hilfsbedürftigen nun Studentinnen, Ärzte und eine spezialisierte Professorin mit Rat und Tat zur Seite – 24 Stunden am Tag und in allen Landesteilen: «Die meisten Personen rufen an, weil sie jemanden zum Zuhören brauchen, der sie aus der Einsamkeit und Isolation holt», sagt Anita Winter. Wenn gewünscht, bieten die Studenten auch Hilfe bei Einkäufen oder anderen Erledigungen an: «Momentan wächst die Nachfrage extrem. In den nächsten Tagen werden wir unser Team in der ganzen Schweiz laufend vergrössern. Wir sind tief beeindruckt von den vielen Freiwilligen, die sich zur Mitarbeit melden, und unermesslich dankbar für diese Solidarität.» Sie selbst und das ganze Team seien froh, helfen zu können. Die grosse Dankbarkeit, die sie dafür ­bekommen, sei herzergreifend, freut sich Anita Winter.

Auch Mitglieder vom Klima­streik Münsingen BE bieten ihre Unterstützung an. Sie haben kurzerhand einen Einkaufsservice auf zwei Rädern aufgebaut: Sie bringen die Waren per Lastenvelo direkt vor die Haustür. «Wir vom Klimastreik fordern normalerweise die Solidarität der älteren Menschen für den Schutz unserer Zukunft ein», begründen sie ihr Angebot. «Umso wichtiger, dass wir in diesen schwierigen Zeiten den älteren Genera­tionen und anderen Risikogruppen unsere Solidarität zeigen.»

Die Reaktionen seien durchwegs positiv. Auch die regionale Spitex hat sich bereits bei den Helferinnen und Helfern für die Entlastung bedankt.

Nicht alle Risikopatienten kennen das Angebot

Ebenfalls Merci sagen möchte Resu Gashi (28) aus Biel BE – und zwar dem Pflegepersonal: Der ­Inhaber der Pizzeria Capri will den Pflegerinnen im Bieler Spital jetzt jeden Freitag Pizzas liefern – gratis. «Damit will ich ihnen eine Freude machen in einer schwierigen Zeit», sagt Gashi. All das zeigt: Die Solidarität der Schweizer ist riesig. Alleine auf der erst kürzlich gegründeten Plattform hilf-jetzt.ch bieten rund 100'000 Menschen in mehr als 700 Gruppen ihre Hilfe an!

Nur wissen noch nicht alle Risikopatienten vom Angebot. «Wir haben im Moment mehr Leute, die Hilfe anbieten, als solche, die welche suchen», sagt Alessandro Iacono von hilf-jetzt.ch. Darum empfiehlt er den Helfern, in ihrer jeweiligen Region Briefe zu verteilen, um auch Menschen zu erreichen, die es nicht gewohnt sind, sich über soziale Medien zu vernetzen. Der 22-jährige Flavien aus Zürich hat sich dieses kommunikative Problem zu Herzen genommen – und in seiner Nachbarschaft Zettel aufgehängt. Flavien zeigt sich überzeugt: «Wir können jede Krise ­bewältigen, wenn wir einander Sorge tragen und helfen, wo es geht.»

Hier bekommen Sie Hilfe

Brauchen Sie Hilfe beim Einkaufen? Brauchen Sie Unterstützung bei der Kinderbetreuung? Oder möchten Sie einfach mal wieder mit jemandem sprechen? Angebote finden Sie auf der Plattform hilf-jetzt.ch, über die App «Five up» der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft oder via 24-Stunden-Hotline der Gamaraal-Stiftung (044 931 37 35). Zudem gibt es zahllose lokale Hilfsangebote – auch in Ihrer Nähe!

Brauchen Sie Hilfe beim Einkaufen? Brauchen Sie Unterstützung bei der Kinderbetreuung? Oder möchten Sie einfach mal wieder mit jemandem sprechen? Angebote finden Sie auf der Plattform hilf-jetzt.ch, über die App «Five up» der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft oder via 24-Stunden-Hotline der Gamaraal-Stiftung (044 931 37 35). Zudem gibt es zahllose lokale Hilfsangebote – auch in Ihrer Nähe!

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