Gras-Freigabe vom Bundesamt für Gesundheit
Das ist ein staatlich geprüfter Joint

Eine Zürcher Firma bringt erstmals Marihuana in den Verkauf. Das Ganze ist legal, weil das Gras kein THC enthält und darum nicht berauschend wirkt.
Publiziert: 10.08.2016 um 15:16 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2018 um 19:51 Uhr
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Sieht aus und riecht genau so wie richtiges Gras.
Foto: Toini Lindroos

Hat irgendjemand auf ein solches Produkt gewartet? Auf der Redaktion war man sich uneinig. Das Zürcher Start-up Bio Can will aber tatsächlich Cannabis verkaufen. Ohne den Stoff Tetrahydrocannabinol (THC), der sonst im Hanfkraut die berauschende Wirkung herbeiführt.

Wie der gewiefte Geschäftsführer Dario Tobler gegenüber BLICK erklärt, wolle er das Hanf als Tabakersatzprodukt bewerben. Man habe «nach einer mehrjährigen Entwicklungsphase» mit einer Partnerfirma das Cannabis so gezüchtet, dass der THC-Wert bei null ist, und so legal vertrieben werden kann.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestätigt dies: «Wir haben eine Meldung für ein neues Produkt auf Basis von Hanf erhalten.» Das BAG habe dies zur Kenntnis genommen. «Eine formelle Bewilligung durch das BAG ist nicht erfolgt, da gesetzlich auch nicht vorgesehen. THC kommt lediglich in Spuren vor und eine psychotrope Wirkung ist auszuschliessen», erklärt das BAG.

Und tatsächlich: Laboranalysen, die BLICK vorliegen, bestätigen die theoretische Wirkungslosigkeit. Der Gesamt THC-Gehalt ist unterhalb des gesetzlichen Grenzwertes. BLICK hat das Kraut getestet, so wie vom Produzenten beschrieben: Ohne Tabak mit normalem Zigarettenfilter. Das Drehen erwies sich durch den fehlenden Tabak als schwierig, der «Fake-Joint» brannte entsprechend schlecht. Der Rauchgeruch provozierte aber neugierige Blicke im Innenhof der Redaktion.

Beruhigende Wirkung

Und die Wirkung? Minuten nach der Konsumation stellte der Redaktor tatsächlich eine Wirkung fest. Kein Rausch, so wie bei «normalem Cannabis», mehr eine Beruhigung, wie man es etwa nach Rotwein oder Hopfentee verspürt.

Diese sedierende Wirkung sei dem Cannabidiol (CBD) zu verdanken, wie Tobler erklärt: «Wenn man den THC-Anteil auf null züchtet, dann steigt der CBD-Anteil.» Diesen Null-wert habe man auch bei einer Probandin getestet: «Eine Frau konsumierte unser Hanfkraut täglich über zwei Wochen. Die Urinprobe danach war negativ.»

Doch ganz unbedenklich scheint das Hanfkraut, das den Namen «Fedora» trägt, doch nicht zu sein. Claudia Künzli von der Lungenliga erklärt: «Einer Lunge sieht man an, ob sie Cannabis konsumiert hat.» Zwar sei für die Lungenliga der Joint nur wegen des Tabaks ein Thema gewesen. «Cannabis-Raucherlungen weisen aber Bläschen auf.» Solche Blasen entstehen bei regelmässigem Cannabiskonsum und können zu Lungenkollaps führen, wie eine Studie der Uni-Basel zeigt. (pma)

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