Das Gute, das Böse und Vitus Huonder. Der Churer Bischof glaubt zu wissen, was sich gehört und was nicht. «Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen. Beide werden mit dem Tod bestraft. Ihr Blut soll auf sie kommen», zitierte er letzte Woche an einem Vortrag über die Ehe aus dem Buch Levitikus. Das katholische Ehemodell sei das einzig Richtige. Von Familienvielfalt will er nichts wissen.
Sein Ziehvater ist bestimmt stolz auf ihn!
Den entscheidenden Karriereschritt verdankt Vitus Huonder seinem Vorgänger Wolfgang Haas – einem Bischof des gleichen Schlags.
«Homosexualität ist eine schwere Sünde»
Wolfgang Haas eckte in den 90er-Jahren mit seiner konservativen Haltung dermassen an, dass sich seine Schäfchen reihenweise von ihm abwendeten. Zur Beruhigung der Lage wurde er später von Rom ins Fürstentum Liechtenstein zwangsversetzt, wo er ungeniert weiter hetzt.
«Praktizierte Homosexualität ist objektiv eine schwere Sünde, deren rechtliche Anerkennung geradezu einen Skandal darstellen würde», sagte Haas vor einigen Jahren in einem Interview mit dem «Liechtensteiner Vaterland». Die Homo-Ehe könne er «niemals gutheissen». Gleichgeschlechtliche Paarbeziehungen widersprechen laut Haas «sowohl der Schöpfungs- als auch der Erlösungsordnung».
Kein Sex für Schwule
Weniger harsch waren die Aussagen des Generalvikars des Bistums Chur Martin Grichting, als er diesen April in der SRF-Sendung «Sternstunde Philosophie» für Huonder in die Bresche sprang. Im Fernseh-Interview verteidigte er die Rücktrittsforderung an Wendelin Bucheli, Pfarrer von Bürglen, nachdem dieser ein lesbisches Paar gesegnet hatte. «Wenn ein Priester ein homosexuelles Paar segnet, erweckt er den Eindruck, wie wenn die Kirche ein gleichgeschlechtliches Zusammenleben gutheissen würde», so Grichting. «Das tut sie aber nicht.»
Alle, die nicht in einer Ehe von Mann und Frau lebten, seien zu Enthaltsamkeit aufgerufen. Die Aufgabe eines Seelsorgers sei, Betroffenen zu helfen, enthaltsam zu leben.
Homosexualität ist «heilbar»
Einer der zwischen den Ufern hin- und herschwimmt ist Jean-Marie Lovey. Der Bischof von Sitten gibt sich als Homo-Versteher, setzt sich für schwule und lesbische Jugendliche in Sion ein (Blick.ch berichtete).
Doch Schwulen- und Lesbenorganisationen kaufen ihm die Rolle nicht ab. Verständlicherweise. Bezeichnete er doch Mitte Mai in einem Interview mit der Walliser Zeitung «Nouvelliste» die gleichgeschlechtliche Liebe als «heilbar». Und das nur wenige Wochen vor der Gay Pride in Sitten. Eine Krankheit sei Homosexualität zwar nicht – aber «eine Schwäche der Natur».
Vor dem Traualtar hört die Toleranz auf
Auch Felix Gmür, Bischof des Bistums Basel, gibt sich im Grundsatz aufgeklärt. «Diese Menschen gehören selbstverständlich zur Kirche.»
Aber: «Wünscht ein Paar eine Begleitung von Gott? Das geht. Oder eine Art Hochzeit? Das geht nicht. Es darf keine Pseudo-Ehe sein, das wäre nicht redlich. In der kirchlichen Feier soll man alles vermeiden, was an eine Eheschliessung erinnert: den Austausch von Ringen, das Ja-Wort, das ewige Treueversprechen», sagte er in diesem Frühjahr im Interview mit der «Aargauer Zeitung». Spätestens vor dem Traualtar ist auch bei ihm Schluss mit Toleranz. (mad)