Seit 30 Jahren stiegen die Löhne der Frauen schneller als diejenigen der Männer, schreibt die liberale Denkfabrik in einer Mitteilung vom Mittwoch zu einer neuen Publikation. Die «letzte Meile der Gleichstellung» brauche eine Politik, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weniger als bisher behindere. Dazu gehörten die Individualbesteuerung, die Deregulierung familienergänzender Betreuung und ein flexibler Elternurlaub.
Nur ein «klares Versagen des Arbeitsmarktes» würde nach Ansicht von Avenir Suisse regulatorische Eingriffe rechtfertigen, wie sie mit der geplanten Lohnkontrolle im Raum stünden. Eine falsche Therapie aufgrund einer Fehldiagnose werde sich zu Ungunsten der Frauen auswirken, denn «sie könnte Unternehmen dazu bewegen, weniger Frauen einzustellen».
Die Avenir-Suisse-Studie erwähnt als Gründe für die Lohndifferenzen unter anderem die «weibliche Neigung zur Teilzeitbeschäftigung» und die geringeren Präferenzen für technische Berufe und für Tätigkeiten, die grosse zeitliche oder örtliche Flexibilität erfordern.
Nach Ansicht von Avenir Suisse könnten die Frauen in ihren beruflichen Ambitionen am besten unterstützt werden, wenn jene Hürden aus dem Weg geschafft würden, die einem stärkeren beruflichen Engagement entgegen stehen. Viele Frauen würden nämlich ihr Arbeitspensum erhöhen, wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser gewährleistet wäre.
Eine liberale Gleichstellungspolitik sollte laut Avenir Suisse «Chancengleichheit und nicht Ergebnisgleichheit» anstreben. Das Schweizer Steuersystem sei für berufstätige Frauen nachteilig, der Übergang zur wahlweisen Individualbesteuerung angebracht.
Sinnvoll sei auch die Einführung von Betreuungsgutschriften, denn Eltern könnten selbst am besten über Form und Qualität der Kinderbetreuung entscheiden. Zudem plädiert Avenir Suisse für einen flexiblen Elternurlaub. Er entspreche den Bedürfnissen junger Familien besser als der Mutterschaftsurlaub.