Nationalratskandidatin und Model Tamy Glauser polarisierte mit ihrer Aussage, dass Blut von Veganern Krebszellen töten könne.
Während die Grünen-Präsidentin Regula Rytz kein Kommentar dazu abgeben wollte, schlugen dafür die Kantonalpräsidentin der Grünen Zürich Marionna Schlatter (38), der Grünen-Fraktionschef Balthasar Glättli (47) und auch die Veganerin und Zürcher Kantonsrätin Meret Schneider alle in dieselbe Kerbe: Sie teilen diese Aussage nicht.
Meret Schneider distanzierte sich am deutlichsten: «Es tut mir sehr leid, aber Tamy Glauser verbreitet hier Fake News.» Als Veganer sei man nicht von Krebs geschützt. Es gebe sehr viele Gründe, vegan zu leben, etwa Umwelt und Tierwohl. «Glausers Aussage bewirkt, dass wir Veganer als unwissenschaftlich dastehen, obwohl es unzählige rationale, wissenschaftliche Argumente für weniger Fleisch gibt», moniert Schneider.
Veganer ärgern sich grün und blau
Jetzt reden nebst den Politikern auch die Veganer Klartext. Denn sie sind wenig erfreut über Glausers Gaga-Mythos!
Über Glausers Aussage ärgert sich etwa der Präsident des Vereins Swissveg aus Winterthur, Renato Pichler. «Die Aussage stimmt so sicher nicht. Sie ist nicht belegt und schadet dem Veganismus nur», sagt er. Denn mit der Verbreitung solcher Unwahrheiten würde die Bevölkerung den belegten Erkenntnissen über den positiven Einfluss der veganen Ernährung auf die Gesundheit ebenfalls zu misstrauen beginnen. «Wenn Veganer es übertreiben mit dem Hochstilisieren der veganen Ernährungsform, glauben die Leute dann einfach gar nichts mehr», so Pichler.
Essen ohne tierische Produkte und vor allem mit wenig rotem Fleisch könne allenfalls bei der Vorbeugung von Krebs helfen, meint Pichler. «Aber die Ernährung ist sicher kein Allheilmittel. Krebs hat viele unterschiedliche Ursachen.»
Vegane Ernährung dient laut Krebsliga der Vorbeugung
Swissveg steht in dieser Frage hinter der Linie der Schweizer Krebsliga. Diese spricht davon, dass die vegane Ernährung bei der Vorbeugung von Prostata- und Dickdarm-Krebs von Vorteil sei. Die Krebsliga empfiehlt: «Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Früchten und wenig tierischen Lebensmitteln kann das Risiko für verschiedene Krebsarten senken.»
Und bei der Krebsbehandlung? Pichler: «Eine Umstellung auf vegane Ernährung kann da vielleicht einen kleinen Beitrag leisten, aber es gibt keine Belege dafür. Wir von Swissveg sehen das eher als begleitende Massnahme.» Mindestens versuchen könne man es trotzdem. «Nützt es nichts, so schadet es nichts. Aber auf vegane Ernährung als alleinige Therapie zu setzen, würden wir nie empfehlen.»
Vegane Schweizer Promis distanzieren sich ebenfalls
Ex-Spitzen-Schiri und Fussballexperte Urs Meier (60) lebt seit fünf Jahren vegan. «Eine Aussage, wie sie Tamy Glauser gemacht hat, würde ich so nie machen. Erstens bin ich kein Arzt, und zweitens finde ich nichts gut, was durch Äusserungen ins Extreme abdriftet.» Er lebe vegan, weil es ihm gesundheitlich guttue. «Nicht mehr und nicht weniger.»
Und «Wolkenbruch»-Autor Thomas Meyer (45) meint: «Ich bin überzeugt, dass der Veganismus die gesündeste Lebensweise ist. Ich bin auch überzeugt, dass eine vegane Ernährung das Krebsrisiko mindert. Vielleicht kann sie sogar eine bestehende Erkrankung heilen. Aber das fest zu behaupten, ist problematisch.» Glauser habe mit ihrer Aussage sowohl den Veganern wie auch den Grünen geschadet.
Tamy Glauser ist nach einer Welle der Empörung plötzlich nicht mehr so überzeugt von ihrer Äusserung. Auf Twitter entschuldigt sie sich nun: «Die Aussage, die ich im Rahmen einer Konversation auf Instagram in Umlauf brachte, dass eine vegane Ernährung Krebszellen töten könne, ist unwissenschaftlich, folglich falsch und ich distanziere mich davon.»