Glarner Feuerwehrmann zündet sein Wohnhaus an
«Ich war hässig auf den Vermieter»

Weil er nicht ausziehen will, setzt Christian S. sein Wohnhaus in Flammen. Nicht zum ersten Mal wird der Feuerwehrmann zum Brandstifter. Deshalb fordert die Staatsanwaltschaft fünf Jahre Gefängnis.
Publiziert: 29.01.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:31 Uhr
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Der Brand in Linthal GL. richtete einen Schaden in Millionenhöhe an.
Foto: Kapo Glarus
Von Michael Spillmann

Ein Feuerwehrmann als Brandstifter. Christian S.* (24) stand gestern vor dem Kantonsgericht Glarus. Vor einem Jahr hatte er in Linthal GL aus Wut sein Wohnhaus angezündet – und dann beim Löschen geholfen. Polizisten brachten ihn in den Saal.

Der ehemalige Hauswart in einem Altersheim ist einschlägig vorbestraft. «Ja, ich habe es gemacht», gab S. gegenüber Gerichtspräsident Daniel Anrig zu.

Anfang 2014 läuft es für S. gar nicht gut. Er ist verschuldet, zahlt die Miete nicht mehr. Am 4. März wird ihm gekündigt. «Ich war hässig auf den Vermieter», sagt S. vor Gericht. «Ich wollte ihm einen Russschaden reindrücken.»

Mit Rauch kennt sich S. bestens aus, er war schon bei der Jugendfeuerwehr. Und wie man Feuer legt, weiss er auch. In seiner Schulzeit löste er mit einem brennenden Karton einen Feuerwehreinsatz aus und verhinderte eine Prüfung. Die Jugendanwaltschaft verurteilte ihn damals wegen mehrfacher versuchter Brandstiftung.

Mit Wut im Bauch geht Christian S. an jenem März-Abend 2014 in den Estrich seines Wohnhauses. Laut Anklage um 19.30 Uhr. Einige Mieter sind daheim. «Ich ging davon aus, es sei niemand im Haus», rechtfertigt er sich.

«Es glimmte nur, also ging ich»

Mit einem Feuerzeug zündet er eine Kartonschachtel an. Dann setzt er in seiner Wohnung das Sofa in Brand und fährt mit dem Auto weg. «Es glimmte nur, also ging ich», sagt S. «Ich dachte, das gehe von alleine wieder aus.»

Später kehrt er um. «Vielleicht das schlechte Gewissen.» Um 19.59 Uhr informiert er seine Feuerwehr-Kollegen. Der oberste Stock brennt bereits lichterloh. Er stürzt sich in seine Uniform, hilft beim Einsatz. Noch in seiner Einsatzjacke wird er gegen Mitternacht verhaftet.

«Was passiert ist, tut mir leid», beteuert S. vor Gericht. Beim Einsatz stürzte ein Feuerwehrkollege von der Leiter, zertrümmerte den Ellbogen.

Der Staatsanwalt fordert für S. wegen der hohen Rückfallgefahr fünf Jahre Knast. Die Verteidigerin bloss ein halbes Jahr weniger. Beide befürworten eine stationäre therapeutische Massnahme. Ein Urteil wurde gestern nicht gefällt. Es wird den Parteien per Post zugestellt.

* Name der Redaktion bekannt

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