Gewerkschaften
Unia stellt Roman Burger wegen «gravierender Fehler» frei

Die Unia hat auf interne Vorwürfe und harsche öffentliche Kritik reagiert und beschlossen, sich von ihrem Mitarbeiter Roman Burger zu trennen. Der ehemalige Leiter der Region Zürich soll eine Mitarbeiterin via SMS sexuell belästigt haben, wie eine Untersuchung zeigte.
Publiziert: 16.09.2016 um 17:41 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:05 Uhr
Auch von Gewerkschaften wird korrektes Führungsverhalten erwartet: Vania Alleva, Präsidentin der Unia. (Archiv)
Foto: Keystone/PETER SCHNEIDER

Burger sei freigestellt worden und werde nicht mehr bei der Unia arbeiten, teilte Unia-Präsidentin Vania Alleva am Freitag vor Medien in Bern mit. Diesen Entscheid habe die Geschäftsleitung der Gewerkschaft an einer Sondersitzung am Donnerstagabend gefällt.

Burger wird sexuelle Belästigung mindestens einer Mitarbeiterin vorgeworfen. Er habe «gravierende Fehler» begangen, sagte Alleva am Freitag. «Ich bin erschüttert, dass bei einer Unia-Führungsperson ein solches Verhalten festgestellt werden musste.»

Sexuelle Belästigung sei nicht tolerierbar, stellte die Präsidentin klar. «Bei uns ist sexuelle Belästigung verboten.» Was passiert sei, tue ihr «unendlich leid.» Kein noch so verdienstvolles Engagement vermöge solches Fehlverhalten aufzuwiegen. «Ich will eine lückenlose Aufklärung.»

Roman Burger hatte vergangene Woche seinen Rücktritt als Leiter der Region Zürich-Schaffhausen erklärt. Er zog damit die Konsequenzen «aus persönlichen Verhaltensfehlern».

Eine Mitarbeiterin hatte den Austausch von SMS-Textnachrichten über mehrere Wochen als sexuelle Belästigung empfunden. Ende April erhob sie Vorwürfe gegen Burger. Vier Tage später liess Geschäftsleitungsmitglied Nico Lutz eine externe Untersuchung einleiten. Diese stellte eine sexuelle Belästigung durch SMS-Verkehr fest.

Burger wurde ermahnt. Er entschuldigte sich für sein Fehlverhalten. Doch der Druck stieg, die kritischen Medienberichte häuften sich. Letzte Woche gab die Unia Zürich-Schaffhausen schliesslich bekannt, dass Burger von all seinen Funktionen zurücktrete. Eine weitere Zusammenarbeit der betroffenen Personen sei nicht möglich, begründete die Unia diesen Schritt.

Den Vorwurf, die Geschäftsleitung habe «die Ereignisse vertuschen oder Roman Burger schützen wollen», liess Alleva am Freitag nicht gelten. Dass der Bericht zur Untersuchung nicht veröffentlicht worden sei, habe nichts mit Vertuschung zu tun. Der Bericht enthalte viele Details, die persönlichkeitsrechtlich geschützt seien.

Nico Lutz nahm sie ausdrücklich in Schutz. «Herr Lutz hat im Auftrag der Geschäftsleitung absolut korrekt gehandelt», hielt sie fest.

Alleva gab sich an der Medienorientierung allerdings auch selbstkritisch. «Wir brauchen eine andere Führungskultur», räumte sie ein. Sie wolle «alles daran setzen, dass Probleme künftig früher und besser erkannt werden».

Im Zusammenhang mit dem Rücktritt Burgers hätten ausserdem Mitarbeiterinnen aus der Region Zürich weitere Vorwürfe geäussert. Die Kritik beträfen die Führungs- und Zusammenarbeitskultur, sagte Alleva. Die Gewerkschaft werde diese neuen Vorwürfe durch eine externe Fachstelle untersuchen lassen.

Sie sei sich bewusst, dass die Unia als Gewerkschaft besonders gefordert seien. Oft prangere sie Missstände in Firmen an. Umso genauer werde hingeschaut, wenn einmal in der Gewerkschaft etwas falsch laufe. «Das ist richtig so.»

Burger wurde noch nicht offiziell gekündigt, wie Alleva auf wiederholte Medienanfragen einräumte. Er sei derzeit erst freigestellt. Das Unia-Reglement sehe für Fälle von sexueller Belästigung keine fristlose Kündigung vor. «Aber wir werden uns von ihm trennen.»

Die Gewerkschaft müsse als nächstes mit ihm besprechen, wie diese Trennung über die Bühne gehen soll. Sie werde Burger zudem bei der Neuorientierung ausserhalb der Unia unterstützen. Damit räumte Alleva auch mit Spekulationen auf, Burger könnte innerhalb der Gewerkschaft weiterbeschäftigt werden.

Der Sprecher der Region Zürich-Schaffhausen hatte den Rücktritt Burgers vor einer Woche als grossen Verlust bezeichnet. Dieser habe in den vergangenen 15 Jahren einen «immensen Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingung der Arbeitnehmenden geleistet».

Fehler gefunden? Jetzt melden