«Da waren Profis am Werk. Das sieht man schon an den Lampen», sagt Christian Schneider, Analytiker bei der Bundeskriminalpolizei, angesprochen auf die Hanfanlage in der Industriehalle in Altstätten. Die Bilder der Kantonspolizei St. Gallen zeigen tausende von Hanfpflanzen in Reih und Glied.
Anders wie bei den Plantagen unter freiem Himmel braucht es für eine Indooranlage ein Wassersystem, welches das Wasser und die Düngemittel auf die Töpfe verteilt. Lampen, die automatisch ein- und ausschalten, simulieren die Jahreszeiten und steuern das Wachstum der Pflanzen. In Altstätten stand eine lukrative Cannabis-Fabrik. Eine erntereife Pflanze wirft rund 25 Gramm ab. Auf dem Markt kostet das Gramm je nach Qualität fünf bis 20 Franken.
«Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge», sagt Schneider. Die Nachfrage sei in den letzten Jahren konstant geblieben. Von der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren haben rund ein Drittel der Männer und ein knappes Viertel der Frauen schon mindestens einmal Cannabis probiert (Suchtmonitoring 2011). Pro Jahr werden in der Schweiz rund 25 bis 35 Tonnen umgesetzt. Der Strassenwert beträgt rund 250 Mio. Franken.
Das Angebot habe sich aber komplett verändert, sagt Schneider. Heute gebe es fast nur noch Indoor-Hanfplantagen. Seit der Revision des Betäubungsmittelgesetzes von 2011 muss die Polizei nicht mehr nachweisen, dass der Hanf zu Rauschzwecken angebaut wurde. Neu gilt eine Grenze von 1 Prozent THC. Ist der THC-Gehalt höher, gilt der Hanf automatisch als Droge.
«Outdoor-Hanfplantagen sind leichter zu finden und machen heute wenig Sinn», sagt Schneider. Anlagen in der Grösse von Altstätten mit mehreren tausend Setzlingen seien aber selten. In der Regel werden Indoor zwischen 30 und 200 Pflanzen gezogen.
Indoor-Hanfanlagen findet die Polizei immer häufiger in Hallen von stillgelegten Fabriken oder in Industriegebäuden. 70 Anlagen waren es 2014 im Kanton St. Gallen. In Jahr zuvor waren es noch 18 gewesen.
Im Gegensatz zum Heroin- oder Kokainhandel sei der Cannabishandel immer noch weitgehend in Schweizer Hand. Es gebe aber auch Gruppen aus dem Balkan, die im Schweizer Markt mitmischten, sagt der Experte. Der Handel mit Cannabis sei nicht grundsätzlich gewalttätiger geworden. «Es gab schon zu Zeiten der Hanfbauern Schiessereien», sagt Schneider.
Indoor-Hanfanlagen würden auch immer wieder mal von anderen Gruppen ausfindig gemacht. Die Betreiber der illegalen Anlagen könnten sich schlecht wehren und zur Polizei gehen, sagt Schneider. Um sich zu schützen, würden auch Aufpasser mit Schusswaffen angestellt. (SDA)
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