Der Name des Mörders seiner Liebsten findet sich auf keiner der 206 Seiten. Und doch dreht sich im Buch «Für immer» von Georg Metger (50) alles um die Wahnsinnstat von Thomas N.* (34), der im Dezember 2015 in Rupperswil AG vier Menschen brutal tötete. Metger war der Lebenspartner von Carla Schauer (†48). In seinem Buch rechnet er nicht nur mit dem Vierfachmörder ab, sondern berichtet auch über die persönlichen Folgen der unfassbaren Tat. BLICK fasst die spannendsten Passagen zusammen.
In Angesicht mit dem Mörder: Am 19. Dezember 2016 (zwei Tage vor dem Jahrestag des Vierfachmordes) findet bei der Staatsanwaltschaft die Schlusseinvernahme von Thomas N. statt. Georg Metger nimmt mit seinem Anwalt teil, er schreibt dazu: «Als ich erfahre, dass sich der Mörder im selben Raum aufhalten wird wie wir, frage ich mich, ob ich die Konfrontation tatsächlich will, vor allem aber, ob ich es schaffe.» Metger wagt den Schritt und erschrickt über das Erscheinungsbild des Killers: «Äusserlich erinnert nicht mehr viel an den gepflegten Mann, den ich von Bildern her kenne. Seine Haare sind fettig und strähnig, er trägt einen struppigen Bart, Trainerhosen. Ich schaue ihn an und empfinde eine absolute Leere.» Dann regiert Abscheu und Ekel: «Übelkeit quält mich, ich schaffe es, gegen den Brechreiz anzukämpfen.» Auf eine Entschuldigung wartet der Lebenspartner von Carla Schauer vergebens. Metger erinnert sich: «Die Staatsanwältin fragt den Mörder am Ende, ob er noch etwas sagen möchte, es folgen nur zwei Worte: Nein, nichts.» Immerhin: Metger weiss danach, dass seine Liebsten nicht im selben Zimmer sterben mussten.
Der verhängnisvolle Tatmorgen: Am Vorabend wird in grosser Runde Raclette genossen. Alle sind da: Carla (†48), Davin (†13) und Dion (†19) Schauer. Neben Georg Metger sitzen auch sein Sohn aus erster Ehe, Mirco (21), und Simona (†21), die Freundin des älteren Sohnes, mit am Tisch. Metger schreibt dazu: «Ich erinnere mich nicht an ihre letzten Sätze, doch an den Abend. Das gemeinsame Essen, das Gelächter, die familiäre Geborgenheit.» Am nächsten Morgen verlässt Metger um 7.25 Uhr das Haus: «Ich küsse Carla zum Abschied und weiss nicht, dass es ein Abschied für immer ist.» Um 11.40 Uhr ruft der Vater von Carla Schauer bei Metger an. «Bei uns zu Hause brenne es, sagt er. Ich erinnere mich daran, dass mich das Wort Ambulanz mehr beunruhigte als das Wort Feuerwehr.» Metger rast zum Brandort, sieht schon von weitem die dunklen Rauchwolken. Die Retter lassen ihn nicht ans Haus. «Wo sind Carla, wo sind die Kinder?», ruft Metger.
Lange unter Verdacht: Fünf Monate nach der Festnahme des Mörders erhält Metger einen Brief der Staatsanwaltschaft. Titel: Einstellungsverfügung. Er liest, dass er lange selbst unter Tatverdacht stand. Als Beilage sind sämtliche Überwachungsmassnahmen aufgelistet. Metger wurde monatelang observiert: «Meine Handy-, Mail- und Internetdaten und mein Festnetzanschluss wurden rund um die Uhr überwacht. Alle Telefongespräche wurden transkribiert. Ein heimlicher GPS-Sender an meinem Auto gab Auskunft, wohin ich fuhr.» Damit nicht genug: Metgers Arbeitsplatz bei der Aargauer Kantonalbank wird durchsucht, alle Daten unter die Lupe genommen. «Mein Leben wurde durchforstet, auch rückwirkend. Bereits in der Zeit sechs Monate vor der Tat blieb nichts mehr privat, kein SMS, kein Mail, die ich Carla schrieb.» Vier Bundesordner werden die Ermittlungsaufzeichnungen später füllen.
Wiedersehen mit Carla Schauer: Metger lernt Carla Schauer schon zu Schulzeiten kennen. Aus der Teenagerliebe wird erst Anfang 2010 echte Liebe. Beim Gassigehen trifft Georg Metger zufällig auf Carla Schauer. Beide haben zwei Kinder. Sie ist geschieden, er denkt an Trennung. Metger zum Wiedersehen: «Wir reden und reden. Und ich weiss instinktiv, dass wir füreinander bestimmt sind.» Man zieht zusammen, die Söhne freunden sich an. Eine Patchwork-Familie entsteht. Im Sommer 2016 soll gemeinsam eine grosse Attika-Wohnung bezogen werden. Der Mord verhindert alles. Metger ist nur noch ein einziges Mal im Tathaus im Spitzbirrli-Quartier: «Als ich unser ehemaliges Zuhause verlasse, herrscht tiefe Nacht. Ich weiss, dass ich nie mehr an diesen Ort zurückkehren werde und alles, was sich jetzt noch im Haus befindet, entsorgt, zermalmt und vernichtet werden wird.»
Ärger mit der Kesb: Auch die Ex-Frau von Metger gilt plötzlich als «tatverdächtig». Im Zuge der Ermittlungen erleidet sie einen Nervenzusammenbruch und kommt in stationäre Therapie. Der jüngste gemeinsame Sohn Fabio (12) zieht über Nacht zu seinem Vater Georg, der nach der Tat bei seinem älteren Sohn Mirco untergekommen ist. Der Vierfachmord belastet den jüngsten Sohn, seine schulischen Leistungen leiden. Die prekäre Lage ruft die Kesb auf den Plan. Metger dazu: «Drei Personen, die zusammen mit einem Hund in einer Dreizimmerwohnung untergebracht sind, ist in der Schweiz offenbar eine verdächtige Situation.» Es folgen Anhörungen bei der Kesb, bei der Familienberatungsstelle, beim Jugendpsychologischen Dienst. Irgendwann fängt sich Fabio wieder, die Lage entspannt sich.
Das Leben danach: Metger träumt viel von den Toten, weint im Schlaf. Psychologische Hilfe nimmt er nicht in Anspruch. Das Leben, der Job geht weiter. «Oft lenke ich mich bewusst ab, treffe Freunde, spiele Theater, kaufe neue Kleider. Ich merke, Körper und Verstand können dressiert werden, das Herz ist anarchistisch.» Sein Zufluchtsort: Ein Campingwagen am Hallwilersee, den er auch mit Carla Schauer viel genutzt hatte. «Die Zeit am Hallwilersee empfinde ich nie als einsam. Die Erinnerungen an Carla und die Kinder sind in diesem Umfeld weniger quälend. Ich erlebe Momente, in denen die Zuversicht wächst.»
Neue Liebe: Mitten im Trauerprozess tritt eine neue Frau in Metgers Leben. Er schreibt dazu: «Den 21. Dezember 2015 kennt sie aus den Zeitungen. Sie ist ein ein kleines Licht, auf das ich im letzten Drittel eines langen Tunnels gestossen bin. Es ist ein tröstliches Gefühl, den Rest dieses Weges an einer Hand zu gehen, die Halt bietet und von Tag zu Tag vertrauter wird.»
* Name der Red. bekannt
Titel: «für immer» – Die unfassbare Tat von Rupperswil und ihre Folgen
Autoren: Georg Metger/Franziska K. Müller
Seiten: 208, gebunden
Preis: 34.90 Franken
Verlag: Wörterseh, Gockhausen
ISBN: 978-3-03763-084-6
Titel: «für immer» – Die unfassbare Tat von Rupperswil und ihre Folgen
Autoren: Georg Metger/Franziska K. Müller
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