BLICK: Herr Koch, was sagen Sie zum Unfall, bei dem die achtjährige Enja starb?
Walter Koch: Es ist ganz tragisch. Ich kannte das Mädchen gut. Auch ihre Familie. Wir sind alle in Gedanken bei ihnen.
Warum gilt auf dieser engen Verbindungsstrasse zwischen Niederwil und Nesselnbach, auf der Enja angefahren wurde, Tempo 80?
Das ist schon seit ewig so. Wir wissen aber schon länger von dem Problem, dass die Strasse schmal ist und sich dort die Fahrzeuge nur sehr schwer kreuzen können.
Weshalb hat die Gemeinde denn bisher nichts unternommen?
Das haben wir ja! Schon 2002 wurde extra dieser Veloweg gebaut, der sogar beleuchtet ist.
Dennoch wurde darauf ein Kind angefahren und starb im Spital.
Trotz dieser Tragik muss ich sagen: Das kann leider immer und überall passieren.
Besorgte Bürger haben die Gemeinde aber schon oft gewarnt – auch wegen der Raser. Verbesserungsanträge wurden jedoch abgelehnt. Der letzte vor gerade mal einem Jahr. Warum?
Es ist eben nicht so einfach. Es ist zwar eine Gemeindestrasse, dennoch muss bei einem Bauvorhaben auf dieser Verbindungsstrasse am Ende auch der Kanton das Okay dafür geben.
Und das war bisher nie der Fall?
Nein. Denn Massnahmen bringen laut den Experten vom Kanton nichts. Diese Strecke ist sehr übersichtlich. Man sieht, ob einem ein Fahrzeug entgegenkommt oder eben nicht. Und das lädt einige Fahrer ein, aufs Gaspedal zu drücken. Auch Radarkontrollen sind kaum möglich, da es entlang der Strasse ja nicht einmal ein Gebüsch oder einen Baum gibt, um den Radarkasten zu verstecken.
Wie wäre es denn mit Hindernissen in der Strasse? Dann müssten die Fahrzeuge langsamer fahren.
Da muss ich Ihnen ehrlich sagen, dass solche Schikanen wegen der dort verkehrenden Postautos nicht möglich sind.
Weshalb?
Es ist Fakt, dass die Chauffeure ihre Fahrpläne einhalten oder teils verloren gegangene Zeit aufholen müssen. Zudem würden verkehrsberuhigende Massnahmen wohl zu Staus führen. Das wäre sicher nicht im Sinne der Schulkinder, die dort entlanggehen müssen. Es wäre vielleicht sogar noch gefährlicher.
Und wie wäre es mit einer Leitplanke zwischen Veloweg und Strasse?
Das ist erstens wohl aus Kostengründen nicht möglich. Und zweitens kann man nicht einfach jeden Veloweg mit einer Leitplanke versehen.
Wann stoppen Sie den 80er-Wahnsinn auf dieser Strecke und führen zumindest Tempo 60 ein?
Wir werden dies am Montag in der Gemeinderatssitzung besprechen und versuchen, für diesen Vorschlag beim Kanton die Bewilligung zu erhalten.
Ist es nicht viel zu spät? Muss immer zuerst jemand sterben, bevor die Behörden handeln?
Manchmal ist es eben so, ja. Grundsätzlich ist diese Strasse aber sicher, und wir gehen von einem tragischen Einzelfall aus.
Vor etwa drei Jahren wurde jedoch, wie auch beim Unfall mit Enja, schon einmal ein Kandelaber umgefahren. Ausgerechnet in der Nähe der Stelle, an der das Mädchen erfasst wurde.
Ja, das ist richtig. Nur: Wenn einer rasen will, dann rast er. Egal, welches Temposchild am Strassenrand steht.
* Name der Redaktion bekannt