In der idyllischen Toskana fanden Barbara Schwager (56) und Nadeem Akram ihr kuscheliges Liebesnest. Zwei Zimmer im Dachgeschoss mit Blick über die Altstadt von San Giovanni Valdarno (I). Ihr kleines Glück können die beiden jedoch kaum geniessen. Denn die Liebe ist alles, was den beiden noch geblieben ist.
Seit ihrer Flucht vor zehn Tagen hat das ungleiche Paar nur Ärger, Pech und Sorgen. «Die Überweisung der Monatsmiete für unser Apartment will nicht klappen», erzählt Barbara, von Nadeem «Bobo» genannt, «ich soll in die Schweiz zurück, um den Dauerauftrag zu unterzeichnen. Die Reise kann ich mir nicht mehr leisten.» Traurig fügt die Zürcherin hinzu: «Wir haben nicht einmal genug Geld für den Ehering!»
«Ohne Wohnung kann ich Nadeem nicht heiraten»
Jetzt droht der Vermieter mit Rauswurf. «Ohne Wohnung kann ich mich in Italien nicht mehr anmelden. Und das muss ich, wenn ich Nadeem heiraten will.» Der Trauschein wäre die Rettung des Pakistani. Er kam als Flüchtling in die Schweiz. Im Februar dieses Jahres wurde sein Asylantrag abgelehnt. Er musste weg, sonst hätten ihn die Thurgauer Behörden ausgeschafft (BLICK berichtete). Nadeem wollte mit seiner «Bobo» in der Toskana ein neues Leben beginnen.
Es folgte die Spritztour über Österreich nach Deutschland. In Bayern wird das Auto angehalten, Barbara Schwager als Schlepperin verhaftet und zu sieben Monaten Knast auf Bewährung verurteilt. Nadeem kommt in Abschiebehaft. Zwei Monate später ist er wieder in Ettenhausen TG, flieht von dort ein zweites Mal nach Italien. «Bobo» wird zur Schlepperin aus Leidenschaft.
Barbara und Nadeem müssen beide ins Spital
Doch auch mit dem neuen Asylantrag in Italien hapert es. «Wir werden von Pontius zu Pilatus geschickt», klagt Barbara Schwager, «niemand scheint Englisch zu sprechen.» Die Anwälte des Orts winken ab.
Dazu plagen Schwager Rückenschmerzen. Sie muss zur Notaufnahme. Eine Magnetresonanz steht bevor. Damit nicht genug: Nadeem schneidet sich beim Kochen in den Handrücken. Die tiefe Wunde wird im Spital genäht. Schwager muss blechen. Bar auf den Tisch. Das Ersparte schwindet dahin.
Dann wird auch noch das Auto abgeschleppt
So manches mögen die Italiener lockerer sehen – so zumindest hoffte Barbara Schwager – doch beim Falschparken kennen die Carabinieri kein Pardon. Und so wird auch noch der zerbeulte Ford Focus abgeschleppt. Auch diese Busse schmerzt.
Doch die 56-Jährige will stark bleiben: «Nadeem und ich werden nicht aufgeben. Wir werden einen Weg finden für unsere Liebe. Auch wenn die Verzweiflung bisweilen gross ist.»